Sommerfest von Sönke Wortmann. BRD, 2017. Lukas Gregorowicz, Anna Bederke, Nicholas Bodeux, Peter Jordan, Sandra Borgmann, Markus John, Jasna Fritzi Bauer, Elfriede Fey

   Tja, der Sönke Wortmann. Lang, lang isses her, da hat mich sein Frühwerk „Kleine Haie“ mächtig begeistert, doch danach kam nur noch wenig Begeisterndes, jedenfalls was mich angeht. „St. Pauli Nacht“ hat mir gut gefallen, die Frau Müller auch noch, alles andere aber hat mich echt nicht vom Hocker gehauen. Noch ärgerlicher allerdings als seine leichten Komödchen waren die größeren Projekte wie „Das Wunder von Bern“, den ich als ziemlich vergeigt empfunden habe, obwohl die Geschichte doch so viel mehr hergab.

   Genauso verhält sich das mit dem Sommerfest. Kann man eigentlich nix mit falsch machen, dachte ich vorher noch. Eine Hommage an den Pütt, seine Menschen, seine Orte, seine spezielle Note, eine Hommage an die eine große Jugendliebe, die dich nie loslässt – hört sich doch erstmal bombig an, so wie eine launige, innige Liebeserklärung an Dinge, die auch mir am Herzen liegen. Tja, falsch gedacht. Wortmann hat irgendwie nichts so richtig hingekriegt, und das bei einer denkbar übersichtlichen Ausgangslage: Mäßig erfolgreicher Schauspieler wird aus München jäh nach Haus gerufen, da sein Vater verstorben ist. Zuhause, das heißt Bochum. Und da warten alte Kumpels und Nachbarn auf ihn, vor allem aber seine alte Liebe Charlie, die ungeachtet der vergangenen und versäumten zehn Jahre handfeste Pläne mit ihm hat. Diese schlichte Story soll offenkundig nur der Aufhänger für Begegnungen sein, Begegnungen zwischen dem einen, der in die weite Welt auszog und all den anderen, die daheim blieben und dort mehr schlecht recht weitermachten. Und natürlich ergibt sich jede Menge Befremden und Fremdschämen, das Wiedersehen verläuft erwartungsgemäß holprig, doch als dann die Charlie auftaucht, muss auch der bis dato recht spröde und ausweichende Stefan Farbe bekennen, und wie wir mit Fug und Recht erwarten dürfen, tut er das am Ende auch.

 

   Der schönen Abschlusswidmung „Für alle Jugendlieben“ wird „Sommerfest“ zu keiner Zeit gerecht. Wortman lässt als Drehbuchautor jegliches Timing vermissen und zeigt als Regisseur zudem überhaupt kein Gefühl für Mensch und Milieu, lichtet die üblichen Ruhrpottpostkarten ab (Trinkhalle, Fußballplatz, ausrangierte Industrieanlagen) und gibt sich mit den Figuren noch viel weniger Mühe, schichtet ein Stereotyp aufs nächste, ohne allerdings irgendeinen satirischen Gewinn draus ziehen zu können. Die Erzählung wirkt enorm unkonzentriert, unterbricht jede halbwegs vielversprechende Szene konsequent durch irgendeine nichtige Abzweigung oder führt Nebenfiguren ein, die dann ebenso sang- und klanglos wieder abtauchen. Und weil all dies in unbilliger Hast vor sich geht (gerade mal knappe neunzig Minuten müssen genügen), haben wir Zuschauer nie Zeit, uns hineinzufühlen, Kontakt aufzunehmen, ein wenig Atmosphäre zu schnuppern. Die netten Püttbilder, die so schön auf authentisch getrimmt wurden, widersprechen jedenfalls drastisch den überzogenen, flachen Bewohnern. Und obwohl Lukas Gregorowicz und Anna Bederke potentiell sicherlich eine coole Chemie entwickeln könnten, haben auch sie viel zu selten mal Raum und Zeit dazu. Tja, und witzig ist der Film ooch nicht. Jedenfalls nicht für mich. Nach einiger Vorfreude auf eine hübsche Prise Nostalgie und Spaß habe ich „Sommerfest“ als ziemliche Enttäuschung empfunden. Nicht die erste, die mir der Wortmann beschert hat… (30.6.)