Song to song von Terrence Malick. USA, 2017. Rooney Mara, Ryan Gosling, Michael Fassbender, Natalie Portman, Cate Blanchett, Bérénice Marlohe, Holly Hunter, Linda Emond, Patti Smith, Lykke Li, Iggy Pop
Ich bin’s ja selbst in Schuld, gelt. Seit drei Filmen schwöre ich mir jedes Mal, dass das jetzt aber definitiv und unumstößlich der letzte Malick-Film für mich war – und dann guck ich mir doch wieder den neuesten an. Vielleicht weil ich darauf hoffe, dass er doch mal wieder eine gute Balance zwischen Rumphilosophieren und Geschichtenerzählen findet, so wie in „Der schmale Grat“ oder „The new world“. Nun, diese Hoffnung hatte ich diesmal nicht mal mehr, zumal das Niveau seiner letzten drei Filme kontinuierlich abstürzte. Aber ein Trio wie Rooney Mara, Ryan Gosling und Michael Fassbender, also drei der allerbesten US-Schauspieler dieser Zeit, lockt den Filmliebhaber dann doch schon mal, und die Aussicht auf den einen oder anderen Rockstar gleichfalls.
Ich hätte es besser wissen müssen - der Film ist trotzdem scheiße. Vielleicht nicht ganz so scheiße wie der komplett unerträgliche „Knight of cups“, aber doch scheiße genug, um mich die einhundertdreißig seeehr langen Minuten bereuen zu lassen. Wenigstens war ich allein im Kino, sodass mein unruhiges Herumrutschen im Sitz niemandem auf den Geist gehen konnte…
Im „Mittelpunkt“ des Films steht eine Dreierkiste – zwei Männer und eine Frau, die irgendwie als Künstler und/oder Produzent mit dem Musikbusiness in Austin, Texas verbunden sind. Von einer Story oder einer Handlung kann man wie gewohnt bei Malick nicht wirklich reden, aber im Prinzip geht die Sache so: Rooney Mara macht mit Ryan Gosling rum und macht aber auch mit Michael Fassbender rum. Den Ryan mag sie aber lieber, das sieht man, nur hält sie an dem Michael fest, weil der ihr immer einen Plattenvertrag verspricht. Und aus dem gleichen Grunde duldet auch der Ryan, dass die Rooney mit dem Michael rummacht, denn auch er möchte als Singer-Songwriter groß rauskommen und braucht dazu einen, der die Karriere anschieben kann. Dann geht’s aber noch weiter: Michael Fassbender macht nun auch mit Natalie Portman rum, die auch den Duft der großen weiten Welt in die Nase kriegen will. Und Ryan Gosling macht mit Cate Blanchett rum, eine Wahl, die von Ryans Mama gar nicht gebilligt wird. Und Rooney Mara macht dann noch mit Bérénice Marlohe rum – warum? Tja, vielleicht weil sie einfach mal was anderes ausprobieren will. Okay, ein paar kurze Familienszenen kommen auch noch mit rein, eine längere Reise zu dritt nach Mexiko, und ein paar Konzert- und Gesprächsschnipsel mit Leuten wie Lykke Li, Iggy Pop, den Chili Peppers und vor allem Patti Smith, die etwas mehr Text hat (ohne mich allerdings erleuchten zu können), und anderen, die ich auf die Schnelle nicht erkannt habe, denn richtig viel kriegt man nicht zu sehen. In der Hauptsache bewegt sich die Kamera mal wieder in unentwegten Fahrten und Kreiseln um die Protagonisten, und im Off fallen die üblichen Malick-Sätze gelegentlich vom Himmel (Wer bin ich, wo bin ich, was bin ich und so weiter). Es gibt die üblichen schönen Naturbilder (ohne dass ich kapiert habe, welchen Zweck sie erfüllen sollen) und es gibt leider auch viel verkippte oder verzerrte Naheinstellungen, die uns vielleicht sagen möchten, wie hohl und leer und vergeblich das Streben dieser armen irregeleiteten Erdlinge nach Liebe und Ruhm doch ist. Rooney Mara heult viel rum und schaut oft recht verspannt und unsicher aus, nur mit dem Ryan hat sie den einen oder anderen freien, verspielten Moment. Der Michael hat viel Einfluss und versteht bis zuletzt nicht, dass das allein ihn nicht glücklich machen wird, und so guckt er dann auch aus der Wäsche. Und der Ryan leistet sich bei all seinen eigenen Um- und Abwegen auch noch eine handfeste Eifersucht im Kampf um die Beutefrau – aber immerhin wird er sie wohl kriegen und mit ihr ein einfaches Leben auf dem Lande beginnen. Eine originelle Lösung, sollte man meinen.
Ansonsten die alte Malick-Mischung: Ominöses Geschwafel, Satzfetzen, die bei mir nichts in Gang gesetzt haben, bedeutungsschwangere Worthülsen, die mich nach fünf Minuten schon angeödet haben, viel Pathos und sehr wenig Substanz. Jedenfalls hat sich mir keine solche erschlossen, vielleicht liegt’s auch an mir, kann sein. Wieder sehen wir viele luftig gewandete Frauen im Hintergrund, und diesmal geht er noch weiter mit seinem Machismo, ständig zeigt er Frauenkörper, die angefasst, die begrabbelt und betatscht werden, und niemand soll herkommen und mir weismachen wollen, Malick habe damit etwa eine kritische Aussage treffen wollen. Der Hunger nach Leben, Liebe, Rausch, Anerkennung, Zugehörigkeit, Ruhm und so weiter ist wahrlich kein neues Motiv, und ich finde nicht, dass Malick ihm irgendwelche neuen Aspekte abringen konnte. Weder inhaltlich noch ästhetisch wohlgemerkt, denn zumindest für mich sind die Zeiten längst vorbei, da ich seinem Bilderrausch beeindruckt und sprachlos folgte, zu lang schon hat er sich zu sehr darauf verlassen, und drum herum nichts als lauwarme Luft produziert. Die drei Hauptdarsteller und ihre illustren Sidekicks legen zwar ihr immenses Charisma und Können in die Waagschale, doch gegen Malicks rhetorischen, theoretischen, leblosen Ansatz sind sie letztlich machtlos, so wie all ihre prominenten KollegInnen vor ihnen. Irgendwo hab ich gelesen, dass Malick in Zukunft wieder mehr auf richtige Stories setzen will. Angesichts dieses neuerlichen prätentiösen Ungetüms bin ich doch arg im Zweifel, dass ich dem nochmal auf den Grund gehen möchte… (30.5.)