The battle of the sexes von Valerie Faris und Jonathan Dayton. USA/England, 2017. Emma Stone, Steve Carrell, Andrea Riseborough, Elisabeth Shue, Austin Stowell, Sarah Silverman, Alan Cumming, Bill Pullman, Jessica McNamee, Natalie Morales

   Das Kino hat Tennis für sich entdeckt, schau an, schau an. Vor ein paar Wochen waren es noch Borg und McEnroe, nun gehen wir noch ein paar Jahre zurück in die Zeit, da Billie Jean King und Margaret Court das Damentennis beherrschten, in denen es aber auch noch um andere Themen ging und in denen sich abzeichnete, dass Tennis nicht mehr allzu lange der saubere, versnobte, piefige Sport für die Upper Class bleiben würde. Vor allem Billie Jean King und einige Mitstreiterinnen (zu denen ganz sicher nicht Magaret Court gehörte…) begannen, gegen die scheinbar von Gott selbst geschaffene Hackordnung aufzubegehren und zu fragen, wieso Männer fünf- bis zehnmal so hohe Preisgelder abgreifen, obwohl auch Damenmatches mittlerweile bestens besuchte Events geworden waren. Je hartnäckiger sie insistierten, desto blasierter und törichter wurden die Erklärungen, die ihnen von den leitenden Herren angeboten wurden: Männer seien athletischer, ihre Spiele daher viel attraktiver und spektakulärer, Frauen seien schon rein physisch bedingt einfach im Nachteil und daher in der zweiten Reihe gut aufgehoben. Diese Borniertheit stieß bei einigen Sportlerinnen auf zunehmenden Widerstand, und diese ließen es auf eine Machtprobe ankommen – sie forderten gleiche Prämien, oder sie würden nicht spielen. Jack Kramer von der Lawn Tennis Association glaubte nicht, dass die Frauen das durchzuiehen würden, wurde eines Besseren belehrt und schloss sie daraufhin von der offiziellen Tour aus. Die Suche nach einem eigenen Sponsor war schließlich erfolgreich, und fortan organisierten die Damen ihre Virginia Slim Tour selbst. Zu dieser Zeit tritt Bobby Riggs auf den Plan, ein ehemaliger Tennisprofi, mittlerweile aber eher ein glückloser Spieler und Jet-Set-Löwe. Er provoziert die Damen gezielt mit der wiederholt geäußerten Meinung über die männliche Überlegenheit und den angestammten Platz der Frauen in Küche und Ehebett, und fordert zum Beweis seiner „Theorie“ die Nummer eins des Damentennis zu einem Showmatch heraus. Billie Jean King weigert sich sofort rundheraus, doch verliert sie ihre Spitzenposition sowieso an Margaret Court, und die macht mit. Bobby Riggs besiegt sie glatt in zwei Sätzen, ein Triumph für die Männerwelt, eine Demütigung für die Damen, und nun sieht sich Billie Jean King doch gefordert und sie sieht sich in einer Position, in der sie nicht ablehnen kann, weil es um die Sache der Frauen geht und weniger um sie selbst. Während Bobby seine schrägen Eskapaden publicityträchtig lanciert, trainiert Billie Jean verbissen, denn sie weiß, was von dem Match abhängt. Das Privatleben funkt beiden dazwischen: Bobbys Frau will seien Spielsucht und seine kindliche Verantwortungslosigkeit nicht mehr länger finanzieren und erklärt die Trennung. Billie Jean verliebt sich in ihre Friseurin Marilyn und lässt damit zum ersten Mal jene Gefühle raus, die bislang hinter der Fassade ihrer braven Ehe mit dem netten Larry King verborgen geblieben waren. Beide müssen ganz schön ackern und einige Krisen durchstehen, bis sie sich schließlich zum Showdown in Houston gegenüberstehen. Ein Riesenevent in einer Riesenhalle vor einem Riesenfernsehpublikum. Billie Jean hält dem Druck stand, siegt glatt, stellt die Ehre der Frauen wieder her und stellt für sich selbst die Weichen in eine neue Zukunft.

   Ne Menge Stoff für einen einzigen Film, aber auf ihre bewährt lockere Art und Weise kriegen Faris/Dayton das ganz gut über die Bühne. Die Inszenierung ist sehr farbig und unterhaltsam, badet genussvoll im 70er-Jahre-Style und verknüpft liebevoll witzige Nostalgie mit ernsteren Themen. Geschlechterrollen, Homosexualität, Spielsucht, all das im speziellen Klima der frühen 70er, das längst nicht so liberal war, wie man glauben könnte, jedenfalls nicht, was den Profisport angeht (ich meine, viel weiter sind wir im Grunde bis heute nicht gekommen). Abgesehen von der frustrierend schlicht geführten Geschlechterdebatte standen Dinge wie offen gelebte Homosexualität natürlich nicht mal im Traum zur Diskussion, und Billie Jean King, die genau weiß, dass jede Art von coming out das umgehende Ende ihrer Karriere bedeuten würde, ist ständig hin- und hergerissen zwischen Gefühl als Frau und Ehrgeiz als Sportlerin. Letzterem ist sie in diesem Moment besonders verpflichtet, weil es eben um die Sache der Frauen an sich geht, und auch hier zeigt sie ein beträchtliches Maß an Ehrgeiz und Energie. Ihre verbalen Auseinandersetzungen mit ihren männlichen Kontrahenten zeugen von Furchtlosigkeit und Schlagfertigkeit und scharfem Witz, und damit ist Billie Jean nicht allein. Den schwerfälligen, bräsigen Chauvis weht ein ziemlich frischer Wind entgegen, der ihre primitiven Altherrenwitze genauso erbärmlich und überholt aussehen lässt, wie sie auch sind. Bobby Riggs ist da irgendwie anders – ein Chauvi, der sein Image auf die Spitze treibt, der zwar regelmäßig tief unter die Gürtellinie langt, dann aber wieder mit Charme und Selbstironie punktet. Seien wahre Motivation, den Kampf der Geschlechter vom Zaun zu brechen, ist weitaus banaler als irgendein Quatsch von männlicher Dominanz und weiblicher Unterlegenheit, es geht nämlich bloß um Geld. Er verspricht sich eine Riesenpublicity und ordentlich Kohle durch Wetten, Kohle, die er jahrelang systematisch und gründlich verzockt hat, solange, bis seine Gattin Priscilla wie erwähnt die Notbremse zieht und ihn mehr oder weniger aus dem Haus weist. Seitdem ringt er um seine Würde, seine Zukunft, seinen Stolz, versucht mehrmals vergeblich, wieder bei Priscilla zu landen und engagiert schließlich seinen eigenen Sohn, ihn bei den Vorbereitungen zum Battle zu helfen, worauf der sich tatsächlich einlässt und sich in der Folge mehr oder weniger in einem Zustand konstanten Fremdschämens befindet. Steve Carrell spielt diesen Bobby Riggs als melancholischen Clown, der seine schrillen Späße mit viel Einfallsreichtum inszeniert, der aber auch eine andere Seite offenbart. Und Emma Stone ist mal wieder toll, legt ihr Charisma, ihren besonderen Charme in die Waagschale, und obwohl ihr das Drehbuch gar nicht mal so viel Stoff an die Hand gibt, gelingt ihr doch ein starkes Porträt einer starken Frau, die sich oft fast zu zerreißen schien.

 

   Ich hätte über einige der Personen in diesem Film gern etwas mehr erfahren, denn es sind einige interessante darunter, die konservative, homophobe Margaret Court zum Beispiel oder die rebellische Rosie Casals, aber unterm Strich ist dies dennoch eine ebenso amüsante wie interessante Sache, eine Würdigung für die Vorkämpferinnen der Emanzipation im Sport und daher auf jeden Fall ein Film, der sein Herz auf dem richtigen Fleck hat. (29.11.)