Der Vorname von Sönke Wortmann. BRD, 2018. Florian David Fitz, Caroline Peters, Christoph Maria Herbst, Justus von Dohnányi, Janina Uhse, Iris Berben

   Eigentlich ein Theaterstück: Fünf Menschen kommen zum Abendessen zusammen – zwei verwandte Paare, Bruder und Schwester mit jeweils Anvermählten und ein Freund der Familie. Bruder Thomas und Frau Anna erwarten ein Kind, und eifrig gefragt, wie der Knabe (denn es wird angeblich ein Junge) denn heißen soll, lässt sich Thomas, ein schnöseliger Selfmade-Geschäftsmann, angestachelt von den ewig herablassenden Sprüchen seines Schwagers, zu einem mutwilligen Scherz hinreißen und verkündet ganz cool, das Kind werde Adolf heißen. Als er viel zu spät mit viel Mühe erklärt hat und zurückgerudert ist, ist es bereits zu spät, denn was als Streit um den unerhörten Namen beginnt, wächst alsbald zur Generalabrechnung jeder gegen jeden aus. Anna platzt in die erhitzte Szenerie und versteht die Aufregung um den geplanten Vornamen überhaupt nicht, da Thomas sie nicht einweihen konnte. Als sich Schwager Stephan, ein echtes Intellektuellenarschloch, besonders auf sie einschießt, erklärt sie ihm, sie lasse sich nichts von jemandem sagen, der seine Kinder Caius und Antigone nennt, und nun ist der Kaffee richtig offen.  Jeder darf sein Solo spielen, jeder darf dem anderen mal sagen, was er ihm/ihr schon immer sagen wollte, und als eigentlich nichts mehr zu kitten und zu retten ist, besinnt sich der ganze Verein und versöhnt sich, denn, so lernen wir, ohne die Menschen, die wir lieben, geht es eben auch nicht, auch wenn sie uns manchmal arg nerven und plagen. Und ganz zum Schluss erleben wir dann noch zu allem Überfluss, dass die ganze Aufregung total umsonst war, denn Anna bringt ein Mädchen zur Welt…

 

   Sönke Wortmann hat den Film so inszeniert wie ein erfahrener Komödienregisseur, der sich sicher ist, solch ein Stoff drehe sich eigentlich ganz von selbst. Die deutsche Bourgeoisie soll eins mitkriegen, die dünne Maske der Zivilisation findet mal wieder auf dem Prüfstand, und dazu werden ein paar Typen bis zur Kenntlichkeit überzeichnet, zusammen in ein Wohnzimmer gehockt und dann, so das offenkundige Kalkül, kommen die Gags ganz automatisch. Tun sie auch, zumindest in der ersten Hälfte, die durchaus amüsant ist und die eine oder andere Überraschung parat hält, doch nach hinten raus geht Wortmann deutlich erkennbar die Luft aus, man spürt, dass Drehbuch und Regie sich mächtig strecken mussten, um über die Spielfilmdistanz zu kommen. Spätestens als dem Familienfreund René, der nur mühsam die ihm ewig angedichtete Homosexualität von sich abweisen kann, eine Liebschaft mit Thomas‘ und Elisabeths Mama angedichtet wird (Iris Berben als kiffende Öko-Oma in den Bergen...), ist es mit dem Spaß irgendwie vorbei und der daraufhin ausbrechende Sturm der Entrüstung wirkt eher lächerlich als witzig. Auch die wachsweiche Versöhnungsarie am Schluss kann nach dem zuvor teilweise doch recht garstigen Schlagabtausch nicht so recht überzeugen, weist aber schon darauf hin, dass dieser Film auf einem französischen Wohlfühlstück von 2012 basiert, und da wird das immer so gemacht: Egal wie tief die Gräben, wie verbittert die Kontrahenten, wie unversöhnlich die Positionen, am Schluss löst sich alles im Wohlgefallen auf und ein totalitäres Happy End steht an. Und das finde ich Scheiße. Aber ich bin nun mal selten ein Komödientyp, auch dann nicht, wenn sich solch begnadete Komödianten wie Peters, Herbst oder von Dohnányi auf der Leinwand tummeln. Denn die hätten schon etwas mehr verdient gehabt als dieses brave Stückchen, das mir persönlich nicht allzu viele Lacher entlocken konnte… (24.10.)