Mission: Impossible – Fallout von Christopher McQuarrie. USA, 2017. Tom Cruise, Rebecca Ferguson, Simon Pegg, Ving Rhames, Henry Cavill, Sean Harris, Vanessa Kirby, Alec Baldwin, Angela Bassett, Michelle Monaghan

   Sechs Filme in zweiundzwanzig Jahren, sechs Filme, die allesamt für halsbrecherische Turboaction jenseits der Schallmauer, jede Menge Adrenalin und Spaß für kleine und große Jungs stehen. Sind nicht alle auf gleich hohem Niveau die Filme, völlig klar, aber so richtig enttäuscht hat mich noch keiner. Dieser hier tut’s auch nicht. Er reiht sich in jeder Hinsicht in seine beiden Vorgänger ein, hält das Niveau, ohne Neues oder besonders Tiefgründiges hinzuzufügen, wie von einigen Kritikern behauptet wird, und das ist für mich völlig in Ordnung so. Die Mission ist klar: Zweieinhalb Stunden Sport-Spiel-Spannung, ein bisschen Spionagegedöns zwischendurch, irgendein Fiesling, der die Welt ins Verderben stürzen will und dann unser aller Ethan Hunt, der die Welt einmal mehr retten muss, wenn 007 mal gerade nicht zur Verfügung steht. Bislang ist diese Rechnung auch ganz gut aufgegangen, weil die beiden Supermänner nur selten in einem Jahr gemeinsam gegen das Böse anzutreten hatten, sondern sich zumeist den Job aufteilten. Und so geht es uns wie Michelle Monaghan, die ihrem Ethan am Schluss sagt, dass sie immer gut schlafen kann, weil sie weiß, dass er da draußen ist und auf uns alle aufpasst. Okaaayyy…

   So pathetisch geht es in der übrigen Zeit übrigens nicht zu, gottseidank. Der sechste Film erfüllt hundertprozentig seinen Job, nagelt uns einhundertvierzig Minuten lang fest in den Kinositz, höchstens der Griff in die Popcorntüte gelingt noch, und so soll es ja auch sein. Ich hab ein bisschen Zeit gebraucht, bis ich meine anfängliche Verwirrung überwinden konnte, denn der Auftakt ist ein wenig chaotisch geraten, und ich werde wahrscheinlich nie verstehen, warum diese Filme immer eine solch komplizierte Story haben müssen, die sich am Ende natürlich wieder nur auf das gute alte Spiel Gut gegen Böse reduziert. Der fiese Sean Harris, der unserem Ethan schon im vorherigen Film das Leben sauer machte, darf wieder einen perfiden Plan aushecken, mit dem er nicht nur die Trinkwasserversorgung für ein Drittel der gesamten Weltbevölkerung radioaktiv verseuchen will, er will auch unserem Ethan höchstpersönlich ans Leder, denn mit dem hat er bekanntlich noch ne Rechnung offen. Wieder wird mit falschen Identitäten und Gummigesichtern rumgespielt, die blöde Kuh vom CIA funkt regelmäßig plump dazwischen, der MI 6 schickt wieder die Elsa ins Gefecht, diesmal mit einer besonders heiklen Mission, und Ethans Chef darf wohl seinen Hut nehmen und in Würde von der Bühne abtreten. Ansonsten ist das seit einigen Filmen vertraute Team wieder beisammen (Ving Rhames ist tatsächlich schon seit dem allerersten Film dabei), und somit setzt sich der Trend, den ich zuletzt schon sehr erfreulich fand in dieser Serie, auch hier fort, es wird nämlich Wert aufs Team gelegt und nicht mehr auf den heroischen Alleingang eines Solokünstlers. Was immer mehr Sinn macht mit fortdauernder Zeit, denn obwohl Tom Cruise wieder jede Menge absurde Stunts hinlegt, kann er sein Alter nicht verleugnen, und so ist es nur normal, dass er auf Unterstützung angewiesen ist und die Welt nicht wie früher ganz allein retten kann. Wie lange Cruise dieses Tempo noch durchhalten kann, weiß der Geier, der Kerl ist Mitte fünfzig und wird beim nächsten Film, sofern es ihn geben wird, flott auf die sechzig zugehen…

 

   So, was gibt’s noch zu erzählen? Wir erhalten einige Anregungen, wie sich der Pariser Stadtverkehr noch turbulenter gestalten ließe, kriegen eine vage Ahnung von Londoner Dachkonstruktionen, werden daran erinnert, dass man einen Hubschrauber am besten mit gewissen Vorkenntnissen fliegen sollte, und bekommen eindrucksvoll vorgeführt, wie lang die Sekunde vor dem Weltende dauern kann. Die Action ist teilweise dermaßen over the top, dass es fast schon lustig ist, aber nie im Sinne von lächerlich, immer auf der guten Seite. Was hier an rasanten Verfolgungen und Kämpfen in verschiedensten Örtlichkeiten aufgefahren wird, reicht auf jeden Fall, um jeden normalen männlichen Kinogänger andächtig verstummen zu lassen, und nichts anderes soll damit erreicht werden. Es geht niemals zu brutal zu, nie zu doof, und natürlich werden alle Gesetze der Physik und der Wahrscheinlichkeit bis zum Gehtnichtmehr strapaziert, aber wer zur Hölle würde sich darüber aufregen – das hier ist Hochgeschwindigkeitsunterhaltung in Reinform, perfekt produziert und arrangiert, nicht mehr und nicht weniger. (15.8.)