A simple favor (Nur ein kleiner Gefallen) von Paul Feig. USA, 2018. Anna Kendrick, Blake Lively, Henry Golding, Andrew Rannells, Linda Cardellini, Rupert Friend
Nur ein kleiner Gefallen, das könnte zum Beispiel sein: Kannst du meinen Sohn für ein paar Stunden nehmen? Ich hab einen wichtigen Termin, und die beiden Jungs spielen doch so toll zusammen. So beginnt die Freundschaft von Stephanie und Emily, obwohl die beiden unterschiedlicher nicht sein könnten: Stephanie ist ein braves, squeaky clean American Mütterchen mit breitem Zahnpastalächeln und einem hübschen Blog, mit dem sie andere Mamis wöchentlich mit neuen Tipps und Rezepten versorgt. Emily hingegen ist eine echte Femme fatale Marke blonde Versuchung, deren anzügliche, freizügige Sprüche die brave Stephanie ein ums andere Mal vom Stuhl hauen. Und eines Tages verschwindet sie einfach, und niemand versteht, wieso, bis eine Leiche aus einem See geborgen wird und aussieht wie Emily, tja und dann geht’s ja erst richtig los…
Es entspinnt sich ein schwindelerzeugendes Psychospielchen, amüsant, schwarzhumorig und überaus kurvenreich, mit so vielen Wendungen und Überraschungen, dass mir am Schluss ein wenig die Rübe qualmt. Natürlich taucht die Totgeglaubte bald wieder auf, oder ist es nur ihre Zwillingsschwester, oder hat Emilys notorisch schreibblockierte Schriftstellergatte Sean ein übles Spielchen abgekartet, oder haben die Eheleute gar zusammen einen heimtückischen Plot ersonnen, oder ist am Ende die fröhlich tumbe Stephanie schlauer als alle anderen zusammen? Und wer wird wohl am Ende heil aus der Sache herauskommen und wer nicht? Das Beste an dem insgesamt etwas zu lang geratenen Film ist der Entschluss von Drehbuch und Regie, das Ganze nicht allzu ernst zu nehmen und lieber die eine oder andere ironische Spitze über die zwei Stunden zu verteilen, die den Film hier und da dann doch ein wenig aus der üblichen Thrillerschublade herausragen lassen. Leider erschöpfen sich die Ideen irgendwo auf halber Strecke und es ergeben sich allerhand Wiederholungen, vor allem Anna Kendricks überspitzt karikierendes Spiel ermüdet sich und uns letztlich und ist dann auch nicht mehr ganz so komisch. Wie schon gesagt dient die Länge diesmal nicht nur dazu, den verzwickten Plot sorgsam, und nach allen Regeln der Tricks und Täuschungen zu entwickeln, sondern eben auch dazu, ein paar Wiederholungen einzubauen, die dem Vergnügen ein wenig abträglich sind.
Aber was soll das Genörgel, dies hier ist kompetentes Popcornkino, anständige Unterhaltung und allemal ein annehmbarer Zeitvertreib für einen trüben Sonntagnachmittag… (11.11.)