Fisherman’s Friends von Chris Foggin. England, 2019. Daniel Mays, James Purefoy, David Hayman, Tuppence Middleton, Maggie Steed, Dave Johns, Sam Swainsbury, Noel Clarke
Natürlich gehört dieses Stück auch die die Schublade der von mir so herzlich gehassten „Feelgood Movies“. Doch mit den Eindrücken einer wunderschönen Cornwall-Reise noch ganz frisch im Gedächtnis, war Wegbleiben einfach keine Option, auch wenn ich stark irgendwas Pilchermäßiges befürchtete. Und so ganz ohne Pilcher kommen die Fischersleut auch nicht aus, unter dem Strich ist die ganze Chose dann aber doch nicht so seifig, und am Ende gehen alle eh raus und atmen tief ein und rufen im Chor „Hach, was war der Film schön!!!“ Wer will da beiseite stehen und Trübsal blasen…?
Die „Fishermen“ gibt’s wirklich, ein uriger Haufen Fischer aus Port Isaac, die eigentlich nur privat zum Zeitvertreib einen eigenen Shantychor gegründet haben, aber über einen gelegentlichen Auftritt im lokalen Pub keinerlei Ambitionen hegen. Dann fällt eine Vierergruppe Londoner Schnösel ein, die hier einen Junggesellenabschied zelebrieren wollen und sich natürlich durchgehen wie echte Armleuchter aufführen. Sie arbeiten in der Musikbranche, und drei von denen nehmen ihren vierten, den armen Danny, übel auf die Rolle, indem sie ihn ermutigen, die Fishermen für ihr Label unter Vertrag zu nehmen, obwohl sie das natürlich nicht ernsthaft vorhaben. Danny bringt sich arg in die Bredouille, weil er sich als erfahrener Talentscout richtig reinkniet, die Jungs tatsächlich rumkriegt, aber ihnen sein Wort geben muss, dass er sie nicht verarscht. Und als er aus London erfährt, dass das Ganze nur ein übler Jux ist, wird es heikel, zumal er mittlerweile irgendwie Gefallen an den rauen gesellen und ihrer schönen Heimat und vor allem an der schönen Tochter des Chorleiters gefunden hat und genau weiß, wieviel Frust und Enttäuschung er anrichten würde, wenn er einen Rückzieher machte. Und nun sind im Weiteren noch etliche Hindernisse, Missverständnisse, Rückschläge und auch peinliche Momente zu überstehen, bis am Ende alles im Lot ist, so wie es sich gehört: Der Danny kriegt sein Mädchen, die Fisherman landen mit ihrer Platte tatsächlich in den Top 10, die Idioten in London gucken dumm aus der Wäsche und der lokale Pub bleibt lokal und wird nicht von einem Großinvestor geschluckt. Da pilchert‘s dann doch ein wenig…
…aber nicht zu sehr, wie gesagt. Die Bilder sind natürlich herrlich – und natürlich müssen wichtige Dinge bei einem pittoresken abendlichen Gang über die Klippen besprochen werden -, Land und Leute werden recht überzeugend in Szene gesetzt, und irgendwie hat das alles soviel Charme, dass ich unmöglich nur mäkeln könnte. Natürlich kann ich den weiteren Gang der Story nach ungefähr fünf Minuten Punkt für Punkt durchdeklinieren, und natürlich weicht der Film keinen Zoll vom breit getretenen Mainstream-Pfade ab, auch zeichnet sich die Regie nicht gerade durch sonderlich viel Pfiff oder Mut zu unkonventionellen Dingen aus. Wenn ich das aber erstmal akzeptiere (und es bleibt mir nichts anderes übrig, es sei denn, ich gehe nach fünf Minuten aus dem Kino), kann ich ganz gut damit leben, zumal die struppigen Fishermen tatsächlich recht pfiffig und auch für die eine oder andere dringend benötigte Überraschung gut sind. Allesamt eingefleischte cornische Patrioten, und genau das wird das übrige Kingdom live zu sehen und zu hören bekommen. Und Daniel Mays ist gottseidank nicht so ein glatter Held, sondern eher ein zerknautschter, ungeschickter und ziemlich sympathischer Typ, dem man das Herz der holden Alwyn auch wirklich gönnt. Ich hätte mir gewünscht, dass nicht fast zwei Stunden für diese Geschichte gebraucht werden, denn gerade nach hinten raus zieht sie sich doch ein wenig, aber das herz sitzt hier am richtigen Fleck (nicht am rechten…) und wir bekommen als Botschaft noch mit auf den Weg, dass die wirklich wichtigen Dinge des Lebens gar nichts mit Geld und Ruhm und materiellen Dingen allgemein zu tun haben, und dass es uns gut anstände, zu den wahren Wurzeln zurückzukehren. Also ist auch noch eine Portion Lebenshilfe im Eintrittspreis inbegriffen...
Cornwall-Fans werden wohl nicht an den Fishermen vorbeikommen, und da wir in Port Isaac noch nicht waren, ist der Film auf jeden Fall ein Anstoß (wenn es den denn überhaupt gebraucht hätte), beim nächsten Besuch auf jeden Fall dorthin zu fahren, und wer weiß, vielleicht hört man ja ein paar Seemannsweisen im dortigen Pub. (28.8.)