Journal 64 (Verachtung) von Christoffer Boe. Dänemark/Schweden/BRD, 2018. Nikolaj Lie Kaas, Fares Fares, Johanne Louise Schmidt, Søren Pilmark, Amanda Radeljak, Fanny Bornedal, Birthe Neumann, Clara Rosager, Luise Skov, Anders Hove, Elliott Crosset Hove
Der vierte Film der Carl-Mørck-Serie, und anders als im doofen deutschen Trailer behauptet, hoffentlich nicht der letzte! Die Filme nach den Romanen von Jussi Adler Olsen haben sich zu einem zuverlässigen Bestandteil des Scandinavian-Noir-Kanons gemausert, den ich auf keinen Fall missen möchte. Und das Ende von „Verachtung“ legt eigentlich auch eine Fortsetzung nahe, also besteht durchaus Hoffnung…
Ich kann’s eigentlich auch kurz machen: „Verachtung“ ist genau so, wie er sein soll: Düster, schwermütig, spannend – und düster natürlich. So düster und wortkarg wie sein Protagonist, der zusammen mit seinen beiden Mitstreitern vom Dezernat Q mal wieder einen Fall aus der Vergangenheit aufgetischt bekommt, der unversehens mitten in die Gegenwart hineinreicht und neben der typisch wild konstruierten Rachegeschichte à la Adler Olsen eine noch wildere Verschwörungsgeschichte bietet, nämlich die Geschichte einer Gruppe hochgestellter Mitglieder der dänischen Gesellschaft, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, ihr Land vor Dummheit und Überfremdung zu schützen, indem sie massenweise junge Frauen sterilisieren, die eigentlich nur eine Abtreibung oder ähnliches brauchen. Die Wurzeln dieses faschistoiden Treibens liegen auf der kleinen Insel Sprogø im Großen Belt zwischen Fünen und Seeland, die einst ein Heim für „unangepasste“ Mädchen beherbergte. Dieses Heim allerdings, das tatsächlich bis 1961 existierte, wurde damals schon benutzt als Gefängnis und Sterilisierungsanstalt. Das klingt zugegeben auf den ersten Blick alles recht schräg, doch leider beruht die Story tatsächlich auf wahren Begebenheiten, denn man kann im Internet lesen, wie es auf der Insel zuging und dass die Motive der Anstaltsbetreiber durchaus denen des Doktor Wad hier im Film gleichen. Außerdem wird im Nachspann festgestellt, zwischen den 20ern und den frühen 60ern seien in der Kellerschen Anstalt auf Sprogø zirka elftausend Frauen und Mädchen zwangssterilisiert worden, und diese erschreckende Zahl gibt dann doch zu denken. Noch erschreckender fast ist die ebenfalls im Film erwähnte Tatsache, dass der dänische Staat bislang keines der Opfer entschädigt oder wenigstens als Opfer anerkannt hat. Ein hässlich dunkler Fleck auf der hyggelig weißen Weste, sollte man meinen…