Le mystère M. Pick (Der geheime Roman des Monsieur Pick) von Rémi Bezançon. Frankreich, 2019. Fabrice Luchini, Camille Cottin, Alice Isaaz, Bastien Bouillon, Astrid Whetnall, Josiane Stoléru, Hanna Schygulla

   Also auch an dieser Stelle noch schnell ein Prosit aufs neue Jahr und aufs neue Jahrzehnt und überhaupt – in wünsch möglichst viele schöne Filme oder eben die Traute, den Konsum auf ein vernünftiges Maß runterzudampfen. Aber am liebsten wären mir natürlich schon viele schöne Filme. Aber dessen ungeachtet nehme ich mir hiermit vor, künftig mit weniger Worten auszukommen.

   So, der erste Film des neuen Jahres fällt schon mal in die Kategorie „nett“, wobei das ja normalerweise die kleine Schwester von „scheiße“ ist, aber in diesem Fall meine ich das durchaus wörtlich und gar nicht abwertend. „M. Pick“ ist dem weiten Feld des französischen Wohlfühlfilms zuzuordnen, und hätte ich nicht spitzgekriegt, dass zumindest teilweise in der Bretagne gedreht wurde, hätt ich ihn wohl ausgelassen, so wie die meisten seiner Art. Ich bin aber hingegangen und verlebte einhundert amüsante und kurzweilige Minuten mit der einen oder anderen sehnsüchtigen Impression der herrlichen Halbinsel Crozon. Dort wird in einem wunderlichen kleinen Raum der örtlichen Bibliothek ein vergessenes Manuskript eines jüngst verstorbenen Pizzabäckers entdeckt und sorgt fortan im französischen Kulturbetrieb für erhebliche Unruhe. Alle liegen dem Phänomen zu Füßen, wie es scheint, und sind nur zu gern bereit, die telegene Legende zu kaufen (oder eben zu verkaufen) nur der Literaturkritiker Rouche ist misstrauisch, äußert dies in aller Breite und Öffentlichkeit und setzt sich damit alsbald total ins Abseits. Er macht sich auf den Weg von Paris in den fernen Westen, um zu recherchieren, wobei die Tochter des angeblichen Autors ihm widerwillig zur Seite steht – auch sie will die Wahrheit erfahren, ist aber im Gegensatz zu ihm davon überzeugt, dass ihr Papa tatsächlich diesen gefeierten Roman verfasste. Die beiden arbeiten sich durch allerlei Unbill und Zähe Befragungen, doch schließlich zeichnet sich der wahre Hergang der Ereignisse ab – durchaus zu jedermanns Überraschung. Überraschend ist dann letztlich auch, wie entspannt der eitle M. Rouche mit dieser Entdeckung umgeht.

   Die bretonischen Impressionen sind durchaus nicht so zahlreich, wie ich es mir gewünscht hätte. Dafür erfreut mich der Film mit seinem tollen Wortwitz, und vor allem die Dialoge zwischen Rouche und Tochter Pick sind herrlich und überaus erfrischend. Der selbstherrliche Großstadtgockel und die anfangs etwas verbissene aber alles andere als einfältige Lehrerin vom Land bilden ein durchaus ungeplantes und ungewolltes Gespann, das schlussendlich eine gegenseitige Sympathie nicht verleugnen mag. Dazu kommt eine witzige Satire auf die Literaturszene und die Mechanismen des Marktes, die den Fall des rätselhaften M. Pick sofort auf allen Gebieten zu vermarkten trachten und damit überaus erfolgreich sind. Und weil Rouche und die anderen Eingeweihten nicht blöd sind und genug Humor haben, belassen sie es dabei und machen sich selbige Mechanismen sogar selbst zunutze.

 

   Als das ist wie gesagt ziemlich nett und kurzweilig, wird in meinem Kinogedächtnis vermutlich nicht allzu lange verweilen, und wenn überhaupt etwas bleibt, ist es der fantastische Fabrice Luchini, ein begnadeter Komödiant, der dem Film auf ganz leichte, nonchalante Weise seinen Stil gibt, und dem zuzuschauen einfach von Anfang bis Ende ein großes Vergnügen ist. ˜˜˜ (3.1.)