Bombshell von Jay Roach. Kanada/USA, 2019. Charlize Theron, Nicole Kidman, Margot Robbie, John Lithgow, Kate McKinnon, Mark Duplass, Allison Janney, Malcolm McDowell
#metoo im Zeitalter Donald Trumps – Verbindungen sind natürlich rein zufällig. Die wahre Geschichte über Roger Ailes, den CEO der erzkonservativen und präsidententreuen Fox News, der Medienberater von Leuten wie Nixon, Reagan oder Bush war und natürlich auch Befürworter der 2016 anstehenden Kandidatur von Mr. Trump, und der letztlich darüber stolpert, dass eine seiner prominenten TV-Damen ihn des sexuellen Missbrauchs bezichtigt. Als sich immer mehr Frauen der Anklage anschließen und er für das saubere Image von Fox News eine ernsthafte Bedrohung wird, wird er von Rupert Murdoch kurzerhand aus der Schusslinie genommen und kriegt seinen vorzeitigen Ruhestand mit satten 40 Millionen Dollar versüßt. Und die Damen, die per Einigung satt entschädigt werden, unterzeichnen eine Schweigeerklärung, die dafür sorgt, dass der arme Roger nicht juristisch belangt werden wird.
Eine bittere Pointe einer bitteren Geschichte, die sich hier fast von selbst erzählt, über weite Strecken eher konventionell und bestenfalls leicht pointiert, in einigen Momenten aber dann doch so zugespitzt und wirkungsvoll, dass uns die widerliche Demütigung und Herabwürdigung der Frauen durch sexuelle Übergriffe regelrecht ins Gesicht geschlagen werden. Das gesamte politische und gesellschaftliche Umfeld hätte für meinen Geschmack noch deutlich schärfer umrandet werden können, und einige der kurz angerissenen Episoden verstehen Nicht-Amerikaner wahrscheinlich gar nicht, aber immerhin werden ein paar vielsagende Fotos aus Rogers Ailes‘ „Karriere“ eingestreut, und wir kriegen einen ganz guten Einblick in Arbeitsweise und Denke eines TV-Senders, dessen Frauenbild nicht gerade die Art von Kampagne vermuten lässt, die schließlich von Gretchen Carlson losgetreten wird und die sich nach einigem Zögern dann doch noch zu einer breiter aufgestellten Enthüllungswelle auswächst. Dass die drei Hauptfiguren allesamt wie Barbiepuppen ausschauen, ist vielleicht ein besonders cleverer Kniff, der dem Ganzen eine zusätzlich reizvolle Ambivalenz verleiht und uns zugleich ein wenig befremdet und uns dazu anregen könnte, unserer eigenes Geschlechterbild zu befragen. Warum, auch nicht. Ansonsten hat Jay Roach die Geschichte zügig und effektvoll inszeniert und sich etliche bemerkenswerte Schauspieler geangelt, die sämtlich äußerst stark spielen und dem sichtlichen Anliegen des Projekts das notwendige Gewicht zu verliehen, deren tatsächliches Potential aber leider nur in einigen wenigen Momenten zum Vorschein kommt und insgesamt gesehen kaum je ausgeschöpft wird. Gute Unterhaltung mit Biss und einer Aussage, und das zeichnet eine US-Produktion schon mal in jedem Fall aus. Eins möchte ich aber doch wissen: Was zum Teufel ist mit der früher so aparten Charlize Theron geschehen und wieso hat die plötzlich genauso eine Nase wie Michael fucking Jackson…? » (28.2.)