Der göttliche Andere von Jan Schomburg. BRD/Italien, 2020. Callum Turner, Matilda De Angelis, Ronke Adekoluejo, Mark Davison

   Was habe ich gelernt? Der liebe Gott ist nichts weiter als ein eifersüchtiger, intriganter alter Sack, der, wenn es um die Wurst geht, auch vor extremen Mitteln nicht zurückschreckt. Und dabei scheint der Anlass denkbar harmlos: Ein schnöseliger internationaler Journalist kommt in die Ewige Stadt, um der anstehenden Papstwahl beizuwohnen und vergafft sich in eine süße junge Einheimische, die drauf und dran ist, einem Nonnenkloster beizutreten. Beide versichern sich gegenseitig, dass sie nicht die Absicht haben, sich zu verlieben oder was Ernstes anzufangen, doch je mehr sie sich dies gegenseitig beteuern, desto unwiderstehlicher werden sie zueinander hingezogen. Der liebe Gott nun sieht, dass ihm eine bereits versprochene Braut durch die Lappen zu gehen droht, und er schreitet ein. Zuerst noch ganz sachte – ein paar Störgeräusche, ein paar Lichteffekte, hier ein Stromausfall, dort ein jäh herabfallendes Gitter. Doch die Liebenden bleiben unbeirrt, und die hübsche Maria spürt ihre Berufung schwächeln. Da fährt der liebe Gott dann doch ein paar schwerere Geschütze auf: Der langnasige Wüstling spricht auf einmal in fremden Zungen, Geldbörse und Handy werden ihm binnen weniger Sekunden entrissen, er wird auf offener Straße gekidnapped und von der Polizei schikaniert, im Hotel barsch downgraded, und als all das auch noch nicht hilft, erscheint im MRT plötzlich ein riesiger Tumor, der dem Turiner Grabtuch verdächtig ähnelt… In dem Moment, da der Wüstling seine Absichten aufzugeben scheint, wird er plötzlich mit Wohlwollen und Luxus geradezu überschüttet, kriegt exklusiven Zugang zum frisch gewählten Heiligen Vater, und seine tödliche Erkrankung löst sich schier in Nichts auf. Doch im Moment seines größten beruflichen Erfolgs meldet sich das Herz des Liebenden wieder zu Wort. Und da der liebe Gott nicht nur ein eifersüchtiger, sondern auch ein launischer alter Sack ist, widmet er seine Gunst fortan einer jungen spanischen Novizin und terrorisiert deren Lover. Mit anderen Worten, der Liebe von Maria und Greg steht nichts mehr im Wege, wie überhaupt, wie wir am Ende beglückt sehen dürfen, die Liebe siegt gegen die göttliche Missgunst.

 

   Mit Ausnahme einige Längen zwischendurch ist dies eine überaus vergnügliche und witzige Sommerromanze, die viele schöne Frechheiten gegen heilige Institutionen vom Stapel lässt und mir in ihrer Grundidee sehr gut gefallen hat. Ich meine, wann hat man das schon mal gesehen, dass der liebe Gott höchstpersönlich so hartnäckig interveniert, nur um seinen Willen durchzusetzen? Jan Schomburg hat viele sehr komische Szenen erfunden, lässt sympathischer Schauspieler mit sichtbarem Spaß agieren, und wenn er das Drehbuch hier und da ein bisschen gerafft hätte, wäre ein perfekter und durchaus auch satirischer Spaß entstanden. Für höchst vergnügliche und charmante neunzig Minuten hat es aber auch so allemal gereicht. ˜˜˜» (25.8.)