Just Mercy von Destin Daniel Cretton. USA, 2019. Michael B. Jordan, Jamie Foxx, Brie Larson, O’Shea Jackson jr., Rafe Spall, Tim Blake Nelson, Karan Kendrick, CJ LeBlanc, Rob Morgan

 

   Die USA mitsamt all den absurden Auswüchsen und Missständen dort können einen schon zur Verzweiflung bringen – einst wie heute, wenig hat sich wirklich geändert. Wie gut, dass es Leute wie Bryan Stevenson und die von ihm initiierte „Equal Justice Initiative“ gibt als kleiner Funken Hoffnung und Anstand in all der Tristesse. Dieser Film ist ihm und seiner Arbeit gewidmet und erzählt, wie er Ende der 80er Jahre als frisch graduierter Jurist aus dem fernen Delaware geradewegs in die dunkle Hölle Alabamas nach Monroeville reist, um dort im Sinne der Bürgerrechtler fünfundzwanzig Jahre vor ihm tätig zu werden und für Gerechtigkeit zu kämpfen. Er nimmt sich einiger Fälle zum Tode verurteilter, vorwiegend schwarzer Männer an, die bereits im Todestrakt sitzen und auf ihre Ermordung auf dem elektrischen Stuhl warten. Einen von ihnen kann er nicht retten, den anderen aber, Johnny D. McMillian bekommt er frei, indem er nach langen, verbissenen Auseinandersetzungen eine Wiederaufnahme des Verfahrens erreichen und anschließend erwirken kann, dass sämtliche Anklagepunkte fallengelassen werden. Völlig zurecht, denn die Verurteilung basierte seinerzeit auf einer frei erfundenen Geschichte eines anderen, weißen Delinquenten, der sich vom weißen Staatsanwalt und dem ermittelnden weißen Polizeioffizier hatte kaufen lassen und der nun nach viel Überredung bereit ist, noch einmal auszusagen und den schmutzigen Deal zuzugeben. Im Abspann erfahren wir, dass es gerade in Alabama zahlreiche skandalöse Fehlurteile gegeben hat und noch immer gibt, und dass nach wie vor hauptsächlich schwarze Männer Opfer dieser Form von institutionalisiertem Rassismus werden.

   Denn darum geht’s hier natürlich zu einem großen Teil: Rassismus, Korruption, Justiz als Spiegelbild der gesellschaftlichen Verhältnisse dort unten, wo irgendwie noch immer vor-bürgerkriegshafte Zustände zu herrschen scheinen und wo man sich stolz den Namen Harper Lees ans Revers heftet, um dann gerade ihr Anliegen und ihr Erbe rigoros in den Schmutz zu treten. Es geht ferner auch um die Todesstrafe, hässlichen, grausamen, staatlich verordneten Mord in aller Öffentlichkeit, eine Form archaischer Rache, die noch immer mit Gerechtigkeit verwechselt wird und die noch immer in einer erschreckend großen Zahl von US-Bundesstaaten zum Einsatz kommt. Und es geht um Bryan Stevenson und Johnny D. und ihr nach anfänglichen Schwierigkeiten gemeinsames Ringen um eine zweite Chance, um ihr Ringen gegen die dreckigen Intrigen und die fortlaufenden Einschüchterungsversuche der weißen Justiz.

   Solch eine Geschichte wird am besten mit Leidenschaft, Wut und großen Emotionen erzählt, und daran hat sich Regisseur Cretton auch konsequent gehalten. Ein flammendes Plädoyer gegen Rassismus und Ungerechtigkeit, künstlerisch zwar eher konventionell gehalten (zumal im Vergleich zu Filmen von Barry Jenkins oder anderen), doch in seiner Intensität und Aufrichtigkeit durchgehend sehr spannend, eindrucksvoll und überzeugend. Hier geht es nicht um fein differenzierte Personenporträts im Kleinen, hier geht es um das größere Bild, und da ist es auch mal in Ordnung, wenn der Held ein bisschen zu eindimensional rüberkommt und die Bösewichter dito. Der menschliche Aspekt ist da, das Engagement des Filmemachers auch, die Botschaft kommt deutlich rüber, und so muss es auch sein. Denn letztlich ist dies eine wahre Geschichte, so traurig das auch ist, und es ist eine Geschichte, die enorm zornig macht, und dieser Zorn braucht ein Ventil. Starkes schwarzes Kino hat es in den letzten Jahren zunehmend gegeben, und vielleicht ist auch dies ein möglicher Weg, um den rabenschwarzen Verhältnissen zunächst mal ein Ausrufezeichen entgegenzusetzen und auf lange Sicht doch so etwas wie ein Umdenken in Gang zu setzen. Solange noch immer Tausende in den Todeszellen jahrelang auf ihre Ermordung warten, ist das mehr als nötig. ˜˜˜˜ (4.3.)

 

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