Knives out von Rian Johnson, USA, 2019. Daniel Craig, Ana de Armas, Chris Evans, Christopher Plummer, Michael Shannon, Toni Collette, Jamie Lee Curtis, Don Johnson, Keith Stanfield, Noah Segan, Katherine Langford, Riki Lindhome, Edi Patterson, K. Callan, Frank Oz
Die alte Dame Agatha Christie wirft ihre langen Schatten über diesen Film, es darf gepflegte, augenzwinkernde Krimiunterhaltung mit regelmäßigem Bezug auf die klassischen Zutaten erwartet werden – und all diese Erwartungen werden auch erfüllt. Ein großes Herrenhaus in Neu-England (wir erfahren späthin allerdings zur allgemeinen Ernüchterung, dass der Kasten erst in den 80ern von einem pakistanischen Immobilienhändler erworben wurde…), ein überaus wohlhabendes Familienoberhaupt mit einer entsprechend zerstrittenen und halbwegs zerrütteten Sippe unter sich, ein mysteriöser Todesfall (eben jenes Familienoberhaupt ist das Opfer) und ein Privatdetektiv mit französischem Namen, der selbst nicht weiß, wer ihn eigentlich engagiert hat und wieso. Dann noch ein ecuadorianisches Hausmädchen (dem allerdings im Laufe des Films vier verschiedene südamerikanische Nationalitäten angedichtet werden), das sich schuldig fühlen muss am Tod ihres Arbeitgebers und das völlig unerwartet zu einer gigantischen Erbschaft kommt. Zuletzt ein paar recht geschickte Plot-Twists und schließlich die obligatorische Versammlung aller Beteiligten und Verdächtigen, die dem Detektiv Benoit Blanc die Gelegenheit gibt, die Zusammenhänge im Großen zu enthüllen.
Hier wird ein wenig versäumt, die Spannung hoch zu halten und noch ein wenig offen zu lassen, wer denn nun der Bösewicht ist - zu schnell platzt unser Mastermind mit seinem Trumpf heraus, und wir müssen ihm im Folgenden nur noch zuhören, um uns alles erklären zu lassen. Auch sonst leistet sich das Drehbuch einige Flüchtigkeiten, vor allem die Person des M. Blanc betreffend, denn der bleibt doch relativ farblos und auch witzlos, und Daniel Craigs hölzerne Präsenz ist irgendwie nicht dazu angetan, diesen Eindruck abzuschwächen. Dieser einst so fabelhafte Schauspieler hat in seinen 007-Jahren scheinbar einiges verloren, und ich kann nur hoffen, dass er, nun da der letzte seiner Bondfilme abgedreht ist, wieder zu altem Format zurückfinden kann und vor allem auch Projekte findet, die ihn wieder auf andere Weise fordern als im vergangenen Jahrzehnt.
Ansonsten hält sich Rian „Star Wars“ Johnson für seine Verhältnisse überraschend konsequent mit Effekten zurück, inszeniert gediegen und auf Atmosphäre bedacht, und das kriegt er ganz gut hin. Mehr als gediegen allerdings ist hier nicht drin, und von originell oder gar eigenwillig kann beim besten Willen keine Rede sein. Sagen wir mal so – als Bilderstürmer hat sich Mr. Johnson mit diesem Film nicht gerade zu erkennen gegeben, eher als kompetenter Handwerker, und davon gibt‘s drüben im Überfluss. Die illustre Darstellerschar darf sich das eine oder andere amüsante Scharmützel liefern, doch auch hier bleibt sicherlich Luft nach oben. Also alles in allem habe ich schon bessere Krimis in dieser Art gesehen, aber ich kann nun auch nicht sagen, dass ich mich schlecht unterhalten gefühlt habe. Und da ich auch gar nicht mehr erwartet hatte, war das so okay für mich. (14.1.)