Tenet von Christopher Nolan. England/USA, 2020. John David Washington, Robert Pattinson, Kenneth Branagh, Elizabeth Debicki, Dimple Kapadia, Aaron Taylor-Johnson, Clémence Poésy

   Wahrscheinlich liegt’s daran, dass ich zu alt für sowas bin und vieles einfach gar nicht oder viel zu langsam mitkriege. Aber irgendwie hab ich es nicht geschafft, von irgendwas in Christopher Nolans neuem Film fasziniert oder beeindruckt zu sein. Mal ehrlich – wenn man den ganzen Bullshit vonwegen temporärer Zange und Inversion und Entropie mal weglässt, was bleibt übrig? Noch’n russischer Oligarch (sic!), der den Dritten Weltkrieg auslösen (Stichwort Plutonium) oder alternativ gleich die gesamte Menschheit vernichten will, und warum? Weil er selbst todkrank ist und aus Frust darüber gleich all seine Mitmenschen mit in den Tod nehmen will. Und um die unfassbar lachhafte Banalität dieser Konstruktion ein wenig zu verschleiern, hat Nolan allerhand Nebelkerzen geschmissen, und siehe da, die Leute beißen an und stilisieren sein neues Machwerk zu einem kühnen, visionären Science-Fiction-Meisterstück. Also ich weiß nicht – an mir ist da offensichtlich etwas vorübergegangen.

   Gelangweilt hab ich mich dabei keineswegs, zweieinhalb Stunden gehen flott ins Land, es gibt reichlich Getöse und Getümmel, rasant choreographierte Action, jede Menge attraktiver Schauplätze und ein paar markante Charakterschauspieler, die den Grundstein legen könnten für eine substantiellere Abenteuergeschichte. Die jedoch entpuppt sich als ein zunehmend verwirrender Trip mit vorwärts und rückwärts laufender Zeit und dem Versuch, den Bösewicht mit seinen eigenen Mitteln zu besiegen, und je länger Nolan dieses Spielchen treibt, desto ermüdeter wurde ich und hatte irgendwann auch ein bisschen den Durchblick verloren, geb ich ja zu, und auch die Lust, der Handlung noch folgen zu wollen. Spannung entsteht für mich immer nur dann, wenn ich verstehe, worum es geht, und dieses Verständnis ging mir hier mit zunehmender Spieldauer verloren, weswegen ich nach ungefähr zwei Stunden nur noch das Ende herbeiwünschte. Nolan nimmt seinen prätentiösen Murks zudem noch sehr ernst, geht mit feierlicher Pomposität zu Werke, jedwede Ironie oder gar Selbstironie scheint ihm absolut fremd. Und so entwickelt sich hier wenig Menschlichkeit, kein Charme, auch keine wirkliche Anziehung zwischen Männlein und Weiblein, sodass ich mich emotional kaum in das Geschehen hineingezogen fühlte, keine Anteilnahme, kein Mitfiebern entwickelte.

 

   Diesen Effekt haben nach meiner Erinnerung bisher fast alle Filme Nolans bei mir erzielt. Ich glaube fast, ich krieg einfach keinen Zugang zu dem Universum dieses Herren. Das ist aber auch nicht sooo schlimm…˜˜» (31.8.)