A quiet place: Part II von John Krasinski. USA, 2021. Emily Blunt, Millicent Simmonds, Noah Jupe, Cillian Murphy, Djimon Hounsou, John Krasinski
Is ja lustig – drei Jahre nach dem ersten Film hab ich diesmal wieder genau dasselbe gedacht: Ein Popcornfilm, der über weite Strecken so leise ist, dass das ganze Gemampfe und Geknirsche der Popcornfresser rechts und links und geradeaus mit doppelter Lautstärke zu dröhnen scheint. Dieser Effekt ist bei der Fortsetzung (über deren Sinn man grundsätzlich einmal mehr debattieren kann) nicht mehr ganz so frappierend wie beim ersten Film, der noch viel stiller war, aber er ist immerhin noch da, und schon deshalb wird die Quiet-Place-Serie (denn da wird noch mehr kommen, ganz sicher) vermutlich die ungewöhnlichste aller Popcornserien sein.
Dieser zweite Teil erscheint nicht mehr ganz so einzigartig, so eigenständig wie der erste, die Anleihen bei den unvermeidlichen Walking Dead und herkömmlichen Alien-Monster-Spektakeln sind unübersehbar. Die Dystopie bewegt sich heraus aus dem ganz kleinen Familienkreis, ergreift größere Räume, Straßen, Eisenbahnschienen, Ortschaften, und die Bilder, die uns dort geboten werden, erinnern doch stark an einschlägig Bekanntes. Eine weitgehend zerstörte Welt, terrorisiert von den mörderischen Aliens und behaust von Menschen, die sich in ihrer Feindseligkeit flugs der neuen Umgebung angepasst haben, gierig, egozentrisch, brutal und rücksichtslos. Aber auch das kennen wir, hier wird wirklich nichts Neues erzählt. Die Mischung zwischen lauten und leisen Momenten ist nicht so hundertprozentig überzeugend wie im ersten Film, und der offensichtliche Cliffhanger weist überdeutlich auf die Fortsetzung hin, aber ich will eigentlich gar nicht so viel nörgeln, denn natürlich ist auch dies wieder ein extrem spannendes und unterhaltsames Kinostück geworden. Das ist eindeutig die Hauptsache, mehr soll auch gar nicht dabei rumkommen. Auch diesmal gelingen ein paar Sequenzen haarsträubender Spannung, selbst wenn die Grundidee nicht mehr neu ist, aber wenn man es nur geschickt genug anstellt, reicht das wieder für neunzig aufreibende Minuten. Leider lehnt sich „A quiet place 2“ auch insofern an Serien wie The Walking Dead an, als sich die zentrale Gruppe aufteilt, sprich die Tochter macht sich davon in Richtung Küste, weil sie von dort ein menschliches Signal empfangen hat und nun auf Rettung hofft, und dann parallel erzählt werden muss, weil Mama und Sohn und das Baby zurückbleiben und man schon ahnt, dass die todsicher nicht mehr lange aushalten werden. Einerseits kann man auch das aufregend gestalten, so wie hier, andererseits fehlt mir die ganz besondere Interaktion der drei Hauptfiguren, Mutter und die beiden Kids, die im ersten Teil eine so tolle Chemie entwickelt hatten und diesmal viel zu wenig Zeit haben, diese Chemie wieder zum Einsatz zu bringen. Schauspielerisch sind die drei absolut auf der Höhe, Emily Blunt mal sowieso, und gerade deshalb hätte ich sehr gern etwas mehre von ihnen gemeinsam gesehen. Cillian Murphy ist übrigens ein sehr willkommener und ja auch reichlich dystopieerprobter Sidekick, den ich mir gut im dritten Teil vorstellen könnte. Von diesem dritten Teil würde ich persönlich mir wieder etwas mehr Intimität und Stille wünschen, aber nach allen Regeln des Marktes ist diese Hoffnung mehr als illusorisch, und uns wird sehr wahrscheinlich noch mehr Wumms und Krach erwarten. Aber vielleicht belehrt mich Popcorn-Hollywood ja doch mal eines Besseren, wer weiß… » (2.8.)