La 317ème section (Die 317. Sektion) von Pierre Schœndœrffer. Frankreich/Spanien, 1965. Jacques Perrin, Bruno Cremer, Pierre Fabre, Manuel Zarzo, Boramy Tioulong

   Die Geschichte einer kleiner Sektion der Kolonialarmee kurz vor Beendigung des Indochinakriegs 1954. Der Auftrag lautet, die weit vorgezogene Stellung aufzugeben und 150 Kilometer durch unwegsames Terrain ins Landesinnere zurückzulegen, um zur Hauptfront bei Dien Bien Phu durchzustoßen. Die Gruppe wird durch ständige Gefechte mit den allgegenwärtigen Truppen der Vit Minh aufgerieben, dezimiert und letztlich auch weitgehend demoralisiert. Nachrichten von einer großen Niederlage in der entscheidenden Schlacht erreichen sie bruchstückweise, sie ahnen mehr und mehr, dass der Krieg verloren sein wird. Ein paar Verletzte können ausgeflogen werden, die meisten werden ihr Leben verlieren. Einer kommt zunächst davon, Willsdorf, ein elsässischer Veteran aus dem Zweiten Weltkrieg, der damals für die Deutschen kämpfte. Doch er wird im nächsten Kolonialkrieg Frankreichs sterben, in Algerien.

   Schœndœrffer weiß genau, wovon er spricht und er muss deshalb nicht viele Worte machen – ich schließe mich dem an. Ein guter Kriegsfilm wird automatisch zu einem Film gegen den Krieg, und er muss keine feierlichen Parolen oder Phrasen dreschen, und er kann sowieso auf Pathos jeglicher Art verzichten. Für jeden dieser Männer ist der Krieg eine existentielle Erfahrung, doch letztlich geht es einzig und allein ums Durchkommen, ums Überleben, und da hilft der Instinkt mehr als irgendein Glaube an irgendeine Sache. Im Gegensatz zu den meisten US-Filmen über Vietnam ist Schœndœrffers fast nüchterner Bericht in keiner Weise ideologisch aufgeladen und vermeidet jenen Patriotismus, der die amerikanischen Machwerke zumeist so unangenehm macht. Hier sind keine Helden am Werk, auch keine Anti-Helden, sondern einfach nur Soldaten, die sich durch schwer zugängliches Buschland kämpfen und früher oder später erkennen müssen, dass sie wohl auf verlorenem Posten stehen. Ihr Tagwerk verrichten sie wie alle anderen auch unaufgeregt und routiniert, und weder reiben sie sich in persönlichen Konflikten auf, noch hören wir große Tiraden gegen die verhassten Vit Minh, die ihnen in diesem Gelände einfach überlegen sind, obwohl sie selbst viele Kämpfer aus Laos in ihren Reihen haben. Es geht längst nicht mehr ums große Ganze, es geht nur noch darum, den morgigen Tag zu erleben.

 

   Raoul Coutards tolle Schwarzweißbilder wirken auf den ersten Blick fast dokumentarisch, doch gibt es durchaus Raum für Menschliches oder besser Zwischenmenschliches, und dass Schœndœrffers Fokus völlig auf dem Thema „Männer im Krieg“ liegt, steht zu keiner Zeit in Frage. Es geht hier nur um eine einzige Situation und wenige Tage. Sein Film ist nicht der einzige, der sich an dieser Form der Betrachtung des Krieges versucht, doch sicherlich einer der allerbesten, weil konsequentesten und unpathetischsten. Auch hier sei der traurige Hinweis gestattet, dass seine sonstigen Filme in diesem Lande so gut wie nicht zu sehen sind. (TV, 2.6.)