En corps (Das Leben ein Tanz) von Cédric Klapisch. Frankreich, 2022. Marion Barbeau, Denis Podalydès, François Civil, Muriel Robin, Pio Marmaï, Souheila Yacoub, Hofesh Shechter, Mehdi Baki, Marilou Aussilloux, Mathilde Warnier
Cédric Klapisch ist immer in seinem Element wenn er Gruppen ins Bild setzt, Freunde, Familie, und wenn er positive Emotionen zeigen kann, Euphorie, Lebensfreude, Liebe, Freundschaft. Und obwohl seine Filme grundsätzlich nicht zu meinen Lieblingsfranzosen zählen, haben sie immer wieder diese Momente, deren Charme und Ausstrahlung ich mich nicht entziehen mag.
Das gilt auch für seinen neuen Film – einen Tanzfilm, der im Trailer eher als ein Selbstfindungsfilm rüberkam, mit einer Story so dünn wie ein Blatt Papier: Junge Tänzerin verletzt sich beim klassischen Ballett, die Tanzkarriere droht zu enden, Rückzug ins bretonische Exil, Wiederauferstehung in einer Truppe des Modern Dance, triumphale Premiere in Paris, Aufbruch in ein „neues Leben“ – hört sich stark nach Hollywood an, wenn ich’s mal auf den Kern runterbreche, ist es auch Hollywood, aber gottseidank gibt Klapisch der Geschichte einen entschieden französischen Dreh, und aufs Zwischenmenschliche, wie schon gesagt, versteht er sich sowieso. Und hier liegt leider auch ein bisschen das Problem, denn die knappen Szenen mit Elise und ihrer Familie, speziell dem etwas schrulligen Papa, machen Appetit auf mehr, und tatsächlich hatte ich erwartet, dass es eher um Elises Weg in eine ungewisse Zukunft geht, um die Suche nach einer neuen Identität, aber letztlich bleibt eigentlich alles beim Alten, sie geht wieder tanzen, erlebt eine ziemlich wundersame (und irgendwie auch sehr unrealistische) Heilung, und alles ist in Butter. Die einzelnen Personen bleiben weitgehend schemenhaft, werden höchstens durch ein paar markante Gesichter aufgewertet, und abgesehen von der wirklich tollen Hauptdarstellerin und ihrem Vater bleiben die Menschen hier kaum in Erinnerung. Der Fokus liegt auf den ausufernden Tanzszenen, die für Freunde des Genres sicherlich ein Genuss sind, und die ich zum Teil auch ganz beeindruckend fand, aber auf Dauer bleibt alles ein wenig zu sehr an der Oberfläche, die zwar mitreißend und höchst ästhetisch gestaltet wird, aber eben doch Oberfläche ist.
Wieder mal eine Frage der Erwartungen – wer Tanzfilme und Modern Dance liebt, wird hier vermutlich sehr auf seine Kosten kommen. Wer wie ich eher auf andere Akzente gehofft hatte, wird vielleicht ein wenig enttäuscht sein. Da hilft der gewisse Klapisch-Touch dann auch nur bedingt… (21.9.)