The last bus (Der Engländer, der in den Bus stieg und bis ans Ende der Welt fuhr) von Gillies MacKinnon. England, 2021. Timothy Spall, Natalie Mitson, Robert Sheehan

  Tom und seine Mary aus Cornwall erleiden einen schlimmen Verlust, als ihre kleine Tochter nur ein Jahr nach ihrer Geburt an Weihnachten 52 stirbt. Mary sagt zu Tom, er soll sie wegbringen von hier, und zwar für immer und so weit wie möglich. Tom nimmt sie beim Wort, und also landen sie ganz oben am Nordostrand Schottlands, wo sie gemeinsam alt werden. Mary bekommt zuerst Krebs und stirbt, und auch Tom wird krank, doch solange er noch halbwegs bei Kräften ist, macht er sich auf den Weg quer durchs Land nach Land’s End, um seine Mary nach Hause zu bringen und dort ihre Asche ins Meer zu streuen. Eine Busreise über 1300 Kilometer mit vielen Begegnungen unterwegs, die einen erfreulich, die anderen weniger, und weil es die Social Media gibt, wird aus dem über Neunzigjährigen bald eine Celebrity, und als er schließlich ganz unten im Südwesten angekommen ist, steht schon eine Menschenmenge Spalier und begleitet ihn mit respektvollem Abstand auf seinem letzten Weg.

  Man darf sich nicht von dem einmal mehr saudummen deutschen Verleihtitel abschrecken lassen – so schlimm ist dieser Film wirklich nicht. Auch nicht ganz der seichte Wohlfühlfilm, der er offensichtlich sein soll. Ich hab eigentlich nur auf schöne Bilder aus Britannien spekuliert und sie zumindest teilweise auch bekommen, daher bin ich ganz zufrieden. Erst recht zufrieden bin ich mit dem, was Timothy Spall hier macht, denn wie er diesen alten, zähen, zu allem entschlossenen und dennoch immer klassisch britisch höflichen Gentleman alter Schule spielt, ist schon eine Show für sich und puffert einiges ab, was an anderer Stelle ein wenig zu seicht und gefühlig geraten ist. Eine Reise durch die Welt von heute hätte natürlich die Möglichkeit für ein bisschen mehr als das geboten, was wir hier sehen – MacKinnon begnügt sich leider zumeist mit eher unverbindlichen, politisch allzu korrekten Schlaglichtern zu Themen wie Rassismus und sozialer Kälte, und die sind natürlich alles andere als irrelevant, hätten aber eben eine etwas ernsthaftere Behandlung verdient gehabt. Das ist immer der Vor- und  Nachteil von Road Movies, sie sind zumeist in Bewegung, halten sich nirgendwo länger auf, auch dann nicht, wenn es vielleicht wünschenswert gewesen wäre. Der Vorteil dagegen ist der angenehm entspannte, dahinzockelnde Erzählfluss, ganz dem vorgerückten Alter des Helden angepasst, und deshalb bietet sich vor allem zu Beginn in den Highlands immer mal die Gelegenheit für ein paar imposante Panoramabilder. Die zwischendurch eingestreuten Rückblenden auf die Anfänge von Tom und Mary und ihr späteres gemeinsames Leben, das immer unter dem Verlust ihres Kindes gelitten hat, sind sehr schön und gefühlvoll und geben eine absolut überzeugende Motivation für den alten Herrn, sich auf diese lange letzte Reise zu begeben, so mühsam und hindernisreich sie auch sein mag.

 

   Alles in allem also ein Film, der sicherlich hätte besser sein können, der aber durchaus seine Qualitäten hat und für einen schönen, kurzweiligen Kinoabend allemal hinreicht. In diesem tropischen Sommer sollte man das Hirn auch besser nicht überstrapazieren… ˜˜˜ (24.8.)