Operation Mincemeat (Die Täuschung) von John Madden. England/USA, 2021. Colin Firth, Kelly Macdonald, Matthew Macfadyen, Penelope Wilton, Johnny Flynn, Jason Isaacs, Hattie Morahan, Simon Russell Beale, Paul Ritter, Nicholas Rowe, Mark Gatiss

   Operation Mincemeat: Der erfolgreiche Versuch, die Deutschen im Kriegsjahr 43 davon zu überzeugen, dass eine Invasion in Griechenland geplant war, während der Angriff in Wirklichkeit auf Sizilien stattfand. Ein haarsträubend riskanter, abenteuerlicher Plan, gegen den Willen einiger hochrangiger Uniformträger, aber mit der konsequenten Unterstützung Churchills durchgezogen und letztlich nur mit einer gehörigen Portion Glück zu Ende gebracht. Ersonnen von Geheimdienstmenschen in London, ausgeführt unter anderem in Südspanien, wo eine Leiche mit Geheimpapieren ans Ufer gespült wurde mit dem Ziel, eben jene Papiere in deutsche Hände fallen zu lassen zum Zwecke der Täuschung. Und obwohl die Operation eigentlich auffliegt, gelingt sie, weil auf deutscher Seite offenbar noch andere Kräfte am Werk sind, die man beim besten Willen nicht einkalkulieren konnte.

 

   Dieser Film erzählt im Detail, wie dieser Plan in die Tat umgesetzt wurde und gegen alle Widrigkeiten und Unvorhersehbarkeiten ablief, wie ganz neue Biographien ersonnen und bis ins Kleinste ausgearbeitet werden müssen, wie eine möglichst überzeugende Leiche aufgetrieben und entsprechend ausstaffiert werden muss, welche Anstrengungen unternommen werden müssen, damit die vermeintlichen Geheimdokumente auch ja nicht in die falschen Hände geraten, und welche inneren und äußeren Widerstände nebenbei noch bewältigt werden müssen. Entgegen üblicher Erwartungen ist daraus kein dröhnendes Kriegsdrama geworden, sondern im Großen und Ganzen eine Art Kammerspiel aus einer halb verborgenen Welt, in der eine Art Parallelkrieg ausgefochten wurde, ein Krieg der Geheimdienste, ein Krieg der Listen und Täuschungen und Bluffs und gefährlichen Manöver. Eine Stimme im Off nimmt uns anfänglich mit in diese Welt, und John Madden ist es erstaunlich gut gelungen, diese Stimmung einzufangen und bis zuletzt zu halten. Einige private Verwicklungen kommen hinzu, Eifersucht, Spionage, Familiengeschichten, und ständig bleibt der Spannungspegel gleichermaßen hoch, weil vom Ausgang der Operation sehr viele Menschenleben abhängen. Madden, von dem ich durchaus auch ein paar schwächere Filme gesehen habe, erweist sich hier als ein Regisseur mit starkem Gefühl für Atmosphäre und Timing, Zwischenmenschliches eingeschlossen, und er führt seine tollen Schauspieler ganz hervorragend, und so entsteht mit vergleichsweise dezenten Mitteln ein effektvolles, durchweg spannendes Drama, dem ich über zwei Stunden lang sehr gern zugeschaut habe, auch wenn mich das Thema Krieg grundsätzlich nicht unbedingt immer interessiert. Als nette Fußnote wird am Rande der Hauptfiguren ein junger Offizier namens Fleming eingeführt, der wie besessen Prosa verfasst und den zumeist übellaunigen Chef des britischen Geheimdienstes „M“ nennt, weil der ihn so sehr an seine energische Mutter erinnert… ˜˜˜˜ (29.5.)