The Woman King von Gina Prince-Bythewood. USA, 2022. Viola Davis, Thuso Mbedu, Lashana Lynch, Sheila Atim, John Boyega, Jordan Bolger, Adrienne Warren, Jayme Lawson, Masali Baduza, Angélique Kidjo, Jimmy Odukoya
Schräger Mix: Womanpower trifft auf Martial Arts und Sklavenhandel (Mister Tarantino wäre stolz…). Schräg heißt aber nicht immer automatisch auch sehr gut, denn leider ist dies in erster Linie ein Hollywood-Produkt, soll heißen, randvoll mit Pomp und Pathos und Seifenoper. Schade.
Denn die Story an sich ist schon ganz interessant: Im Königreich von Dahomey im frühen 19. Jahrhundert wird der amtierende König Ghezo gegen die ständigen Anfeindungen der kriegerischen Oyo von einem Frauenregiment verteidigt, einem Haufen knallharter Amazonen, angeführt von Nanisca, die ihren Einfluss bei Hof nutzen will, um den König endlich dazu zu bringen, den verdammten Handel mit Sklaven durch den Handel mit wertvollem Palmöl zu ersetzen. Ihr Hass auf die Oyo ist umso intensiver, als einer ihrer Anführer jener Mann war, der damals an ihrer Massenvergewaltigung beteiligt war. Ein junges Mädchen, Nawi, kommt frisch zur Truppe hinzu, weil sie sich nicht dem Willen ihres Vaters beugen und irgendeinen Stoffel zum Mann nehmen will. Nawi ist eine Waise und – wir ahnen es sehr früh - Naniscas Tochter, damals jener Vergewaltigung entsprungen und von ihr abgegeben. Die beiden müssen sich nun also ganz neu finden, und parallel läuft die Auseinandersetzung mit den Oyo, die schließlich unter zahlreichen Opfern und mit viel Blutvergießen siegreich beendet werden kann.
Ein Blick auf das bisherige Werk der Regisseurin hätte mich vorwarnen können, denn die Dame war bislang ausschließlich im mittleren Mainstream zuhause. Das ist in diesem Film in jeder Szene spürbar. Die Regie setzt ausschließlich auf Effekte, große Emotionen, große Bilder mit entsprechender Musikuntermalung und scheut auch die eine oder andere wirklich lächerliche Banalität nicht. Ich finde es völlig legitim, wenn man ein Anliegen, das hier ganz offenkundig mit glühendem Eifer vertreten wird, mit der entsprechenden Emphase und dem entsprechenden Sendungsbewusstsein unters Volk bringen möchte. Aber ein bisschen weniger klischeehaft und seifig hätte es wirklich sein dürfen. Jener portugiesische Lackaffe beispielsweise, der sich an Nawi ranschmeißt, aussieht wie ein Fashion Model und folglich seinen beeindruckenden Body unterm Wasserfall präsentieren darf, hat mich ebenso gestört wie der fürchterlich glatt und clean aussehende König Ghezo – also wirklich, ich glaube einfach nicht, dass Menschen damals in diesem Leben so ausgesehen haben können. Viele der Nebenfiguren scheinen ebenfalls einem Modemagazin entsprungen zu sein, während die Hauptdarstellerinnen allerdings zugegeben äußerst stark und eindrucksvoll sind und dem Film dann doch den einen oder anderen eindringlichen Moment ermöglichen. Historisch finde ich das Ganze auch ziemlich unscharf, aber okay, die Action steht im Vordergrund, das große Drama, und das muss ich eben akzeptieren. Als Abenteuerfilm taugen die gut zwei Stunden auch einigermaßen, von einigen Längen abgesehen, und wer auf üppig choreographierte und ziemlich gewalttätige Kampfszenen steht, wird sicherlich auf seine Kosten kommen.
Ob hier nun ein wertvoller und relevanter Beitrag zur Sache der Frauen entstanden ist, mögen andere beurteilen. Ich jedenfalls fühle mich von dieser Machart wenig angesprochen, so sympathisch ich die eigentliche Absicht hinter diesem Projekt auch finde, und merke, dass mir Hollywood insgesamt immer fremder wird. (Ein Punkt für die Absicht…) (11.10.)