Triangle of sadness von Ruben Östlund. Schweden/England/Frankreich/BRD/USA, 2022. Harris Dickinson, Charibi Dean Kriek, Dolly De Leon, Vicky Berlin, Zlatko Buric, Jean-Christophe Folly, Woody Harrelson, Iris Berben, Sunnyi Mellies

   Ein Haufen wohlhabender Jet-Set-Typen inklusive eines Model-Influencer-Pärchens gerät auf einer Luxusjacht in schwere See und wird dann auch noch von Piraten aufgemischt. Die wenigen Überlebenden retten sich auf eine vermeintlich einsame Insel, die dann aber doch nicht so einsam ist, sondern auf der sich offenbar ein Luxusresort befindet. Bis sie dies entdecken, haben unsere Snob-Freunde allerdings erfahren müssen, dass sich die Machtverhältnisse zumindest für eine kurze Zeit umgekehrt haben.

 

   Zweieinhalb ziiiemlich lange Stunden sind das, die uns der Herr Östlund da zugemutet hat, und ich kann leider nicht behaupten, dass ich mich über diese gestreckte Distanz gut unterhalten gefühlt habe, höchstens sporadisch mal zwischendurch. Der Film fängt an mit einem in jeder Hinsicht überflüssigen Model-Casting, dann geht’s ab auf die Yacht mit langstieligem und zum Teil auch recht albernem Geplänkel, das dann in einer grandiosen Massenkotzerei und -scheißerei endet, was zumindest eine ungeniert drastische und genüssliche Attacke auf den sogenannten guten Geschmack ist und mir damit sehr sympathisch, zumal Östlund ganz offensichtlich nicht auf subtile Zwischentöne aus ist, sondern buchstäblich einfach mal auf die Kacke haut. Kein Problem, kann mal gern mal machen und ist allemal witziger als das ganze fruchtlose Geplapper davor, denn dass die Reichen größtenteils einfältige und doofe Parasiten sind, wussten wir auch so bereits, und Östlund kann hier wirklich keine neuen Erkenntnisse generieren. Er führt seine Figuren mit einer gewissen Kälte sämtlich als mehr oder minder befremdliche und denkbar unliebenswürdige Stereotypen vor, was aber wenig überraschend und originell ist, wenn ich mir ansehe, welche Sorte Personal er hier versammelt hat. Soll heißen, er rennt bei uns praktisch offene Türen ein, und ich frage mich, ob es überhaupt jemanden gibt, den dieser Film ein wenig durchrüttelt oder gar vor den Kopf stößt.  Wenn es im dritten Teil auf die Insel geht, wird am deutlichsten, wie sehr er das Potential seiner Story verschenkt hat, einer Mischung aus Robinsonade und gesellschaftlicher Utopie, wenn nämlich plötzlich das philippinische Stubenmädchen die Regie übernimmt, sich selbstbewusst Kapitän nennt, und dies auch ganz zurecht, denn als einzige taugt sie zum Überleben, kann fischen, ein Feuer machen und für den ganzen nutzlosen Haufen sorgen. Sie bestimmt nun, wo es langgeht und hält sich sogar einen Loverboy, den sie für seine Dienste mit Salzstangen entlohnt. Ein neues Matriarchat kündigt sich an, die im normalen Leben bestehenden Klassen- und Machtstrukturen scheinen sich aufzulösen und auf den Kopf zu stellen, wenn es um die Frage der Lebenstüchtigkeit geht, doch das Drehbuch weiß nichts Rechtes damit anzufangen, lässt die einzelnen Szenen eher langweilig dahinplätschern, statt mit etwas mehr Schärfe und Ironie zur Sache zu kommen, und sich vielleicht auch nicht ganz so oft zu wiederholen. Wie überhaupt die ausufernde Länge vielleicht das größte Manko dieses Films ist, der durchaus als gepfefferte Gesellschaftssatire getaugt hätte, in dieser Form aber eine eher anstrengende und ermüdende Angelegenheit geworden ist, und vielleicht scheitert der Herr Östlund einmal mehr daran, dass er auf keinen Fall zum Mainstream gerechnet werden möchte. Das ist ja durchaus ehrenwert, doch eine überzeugende Alternative ist ihm auch mit diesem Film nicht gelungen, den ich ganz ehrlich gesagt für genauso überschätzt halte wie schon vor ein paar Jahren „The Square“. ˜˜» (31.10.)