Les jeunes amants (Im Herzen jung) von Carine Tardieu. Frankreich, 2021. Fanny Ardant, Melvil Poupaud, Cécile de France, Florence Loiret-Caille, Sharif Andoura, Sarah Henochsberg, Martin Laurent

   Familienvater Mitte Vierzig verliebt sich in eine Frau Anfang Siebzig, die er fünfzehn Jahre zuvor schon einmal kurz getroffen hat. Er kann sich gegen die plötzlichen Gefühle nicht wehren und sagt auch seiner Ehefrau die Wahrheit, sie bleibt zunächst etwas ängstlich und reserviert. Als dann ihre Parkinsonerkrankung einen Schub erhält, will sie sich vollständig zurückziehen und weist ihn ab. Er leidet so sehr, dass sogar die Ehefrau schließlich zur Geliebten geht und sie bittet, ihn wieder aufzunehmen, und so treffen sich die beiden jungen Liebenden am Schluss in einem Café wieder.

 

   Hört sich banal an, ist auch banal, ist aber dank der sorgfältigen Inszenierung, der atmosphärischen Bilder und vor allem der absolut erstklassigen Schauspieler zu einem durchaus ansehnlichen und akzeptablen Melodrama geworden. Insgesamt vielleicht ein wenig lang, dafür aber immerhin auch mit Zeit und Raum, für ein paar wichtige Nebenfiguren, die insgesamt ein wenig Fleisch auf die Knochen geben. Denn ohne die Begegnungen mit den Familien bliebe die Liebesgeschichte ein wenig im luftleeren Raum hängen, so aber ist vor allem Pierre ständig zerrissen zwischen dem Leben als Ehemann und Familienvater und der unwiderstehlichen Anziehung durch diese andere Frau., die ihrerseits diesem Glück nie so recht traut und sich nur schrittweise auf ihn einlässt. Die Chemie zwischen der immer noch wunderbaren Fanny Ardant (die ich leider schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr im Kino sah) und dem diesmal erfreulich geerdeten Melvil Poupaud funktioniert großartig, doch erst im Zusammenspiel mit den anderen ergibt sich das etwas komplexere Bild einer Liebe, die nicht nur Folgen für die beiden Liebenden hat. Auf den fiesen alten Parkinson hätte ich im letzten Drittel sehr gern verzichtet, denn durch Shaunas Krankheit wird das melodramatische Element zu sehr verstärkt, und das hätte es gar nicht gebraucht, denn Konfliktpotential gab es vorher auch schon zur Genüge. In diesen Momenten verliert der Film für mich einiges von seiner vorher durchaus eindrucksvollen Intensität, rückt ein wenig zu sehr in konventionelle Gewässer, grenzt sich aber alles in allem von herkömmlichen Seifenopern dann doch deutlich durch seine edlen Zutaten ab. ˜˜˜ (8.8.)