Indiana Jones and the dial of destiny (Indiana Jones und das Rad des Schicksals) von James Mangold. USA, 2023. Harrison Ford, Phoebe Waller-Bridge, Mads Mikkelsen, Ethann Isidore, John Rhys-Davies, Boyd Holbrook, Shaunette Renée Wilson, Antonio Banderas, Thomas Kretschmann, Karen Allen, Toby Jones

   Nach über vierzig Jahren schließt sich nun also der Kreis, und Indy darf sein wirklich letztes Abenteuer bestehen – sofern Hollywood nicht doch mal wieder auf den unseligen Gedanken kommt, auch diese Kuh bis zum Abwinken zu melken. Zuzutrauen isses ihnen allemal.

   Zeit für ein bisschen Nostalgie, Zeit auch, den mit Würde gealterten Harrison Ford noch einmal zu erleben und vielleicht auch festzustellen, dass er nie so charismatisch rüberkam wie mit 80. Anfänglich ist er in den Rückblenden ein wenig computerverjüngt, doch wenn dann sein „reales“ Gesicht erscheint, kriegt der ganze Film schon noch eine etwas andere Ebene.

   Ansonsten ist eigentlich alles beim Alten: Zu Wasser, zu Lande und in der Luft toben sich der alte Knabe, seine Mitstreiter und seine Widersacher nochmal richtig aus: Zweieinhalb Stunden sattes Popcornkino, jede Menge rasante Over-the-top-Action, fotogene Schauplätze, mystische alte Schätze und natürlich die unvermeidlichen Nazibösewichter, die nach diesen Schätzen und nach der großen Macht greifen. Ob das heute noch zeitgemäß ist, ob das alles überhaupt irgendwie sinnvoll ist, fragt man auch diesmal nicht, denn erstens gibt es wie üblich nur sehr wenige Verschnaufpausen und zweitens zeichnen sich alle Indiana-Jones-Film dadurch aus, dass sie sich und ihre dick aufgetragenen Klischees nicht allzu ernst nehmen. Steven Spielberg hat damit einst 1980 angefangen (gleichzeitig eine ganze Welle ähnlich gearteter Abenteuerfilme losgetreten), und es ist tatsächlich gelungen, diesen sympathisch selbstironischen Ton in allen fünf Teilen zu halten, auch in den weniger gelungenen. Auch wird durchgehend ein augenzwinkerndes Spiel mit dem Reisen durch die Zeit getrieben, das wirklich vor nichts und niemandem Halt macht, und darauf muss man sich einlassen, oder man schüttelt den Kopf über diesen ganzen blühenden Unfug. Das muss immer mal betont werden, denn man darf die Filme um Himmels Willen nicht ernst nehmen und auch nicht an solchen Maßstäben messen. Das ist Kino für die große Leinwand und für große und kleine Kinder, und wenn es gut gemacht und vor allem nicht zu doof ist, finde ich das absolut okay. Diesmal heißt der Regisseur anders, aber das macht eigentlich gar nix, denn der ist nur dazu da, die ganze Riesenmaschinerie in Gang zu halten, bemerkenswerte eigene Akzente sind dabei nicht vorgesehen. Wer da einen persönlichen Touch erwartet, verkennt die Gesetze der Kinoindustrie Hollywood. Und so schmunzele ich über die total überdrehten Effekte, genieße die spannende Story und freue mich über ein paar menschelnde Momente zwischendurch, vor allem gegen Ende. Hier landen unsere Abenteurer in einer ziemlich durchgeknallten Sequenz durch eine Fehlkalkulation des gierigen Obernazis plötzlich im Altertum bei der Belagerung von Syracus durch die Römer, und Indy tritt einem seiner größten Helden gegenüber, nämlich Archimedes persönlich. Und plötzlich sieht er die Chance, einfach dort zu bleiben in der fernen Zeit und nicht zurückzukehren in die wenig verheißungsvolle Gegenwart (das ist in diesem Film NYC im Jahre 1969), nur tut ihm seine forsche Patentochter leider nicht den Gefallen, sondern haut ihm eins über die Rübe, und als er wieder zu sich kommt, ist er wieder daheim und draußen vor dem Fenster lärmt das 20. Jahrhundert. Für mich wäre das ein tolles Ende gewesen – Professor Jones für immer am Ort seiner lebenslangen Sehnsucht, nur hätte es dann das rührende Wiedersehen mit seiner Marian natürlich nicht geben können, und das wollten uns die Autoren wohl doch nicht vorenthalten. Immerhin gibt‘s auf diese Weise ein schönes, menschliches Happy End für den alten Haudegen, und ganz nebenbei wurde auch mal wieder die Welt gerettet, denn der herrliche fiese Mads Mikkelsen als Obernazi war schon drauf und dran, das Rad der Geschichte soweit zurückzudrehen, dass er Hitler ausgeknockt und die Herrschaft selbst übernommen hätte – und wer weiß schon, was dann passiert wäre…

 

   Ich hab mir die anderen vier Indiana-Jones-Film vor kurzem nochmal angesehen und muss sagen, dass dieser mir eigentlich am besten von allen gefallen hat. Er hat alles, was es braucht, um bestens und kurzweilig zu unterhalten und einen Sonntagnachmittag angenehm zu füllen, und er hat einen etwas besonderen Helden, ohne jetzt gleich eine tiefgehende Reflexion zum Thema Altern vom Zaun zu brechen. Das wäre nun auch wirklich lächerlich gewesen. Ich hoffe nun aber, dass man dem ehrenwerten Professor Jones seine wohlverdiente Ruhe lässt, denn er hat zweifellos seine Pflicht und Schuldigkeit getan und die Menschheit mehrmals vor dem sicheren Untergang bewahrt. ˜˜˜ (2.7.)