Orphea in Love von Axel Ranisch. BRD, 2022. Mirjam Mesak, Guido Badalamenti, Ursula Werner, Galeano Salas, Ursina Lardi, Heiko Pinkowski, Christina Große

   Das ist mal ne schräge Mischung: Operngesang trifft auf modernen Ausdruckstanz und ein Großstadtmärchen fast wie in Hollywood. Klingt wahrlich schräg, funktioniert aber ganz prima, weil es eben nicht Hollywood ist, sondern mit viel Liebe und Herzblut gemacht, das sieht man und das macht den besonderen Charme dieses ziemlich besonderen Films aus.

   Die Story hat irgendwas mit Orpheus und Eurydike mit umgekehrten Geschlechtervorzeichen zu tun, aber sowas ist mir egal, alte Mythen interessieren mich für gewöhnlich nicht, und so erfreue ich mich an der bruchstückhaft und mit vielen Rückblenden durchsetzten Geschichte der jungen Estin Nele, die sich in München mit öden Jobs durchschlägt, eine schwere Last aus der Vergangenheit mit sich herumträgt und eines Tages auf den dubiosen Tänzer Kolya trifft, der ihr das Portemonnaie klaut, in den sie sich aber trotzdem verliebt. Nebenbei fällt sie durch ihre tolle Gesangsstimme auf und gerät an den ebenfalls dubiosen Manager Höllbach, der ihr eine Karriere verspricht. Alles kommt dann anders, aber das ist gar nicht so wichtig – wichtig ist, wie das Ganze erzählt wird, wie schon gesagt im Stile eines modernen Märchens mit fließend eingestreuten Gesangs- und Tanzeinlagen und ebenso fließenden Übergängen zwischen Realität und Tagtraum. Und sowohl die Operngesänge als auch Kolyas Darbietungen sind eine Show für sich, und wer Gefallen an sowas findet, der ist hier genau richtig. Was mir persönlich am besten gefallen hat, ist Axel Ranischs souveräner und total unbekümmerter Umgang mit den Genrekonventionen, die er mit leichter Hand, viel Humor und noch mehr Sympathie gegen jedweden Strich bürstet, und er hat mit dieser Haltung ganz offenbar all seine Mitstreiter angesteckt, denn sie sind mit soviel Freude am Werk, dass ich wirklich sehr viel Spaß dabei hatte, ihnen zuzuschauen. Leute wie Christina Große und Ursina Lardi können sich in ihren skurrilen Rollen mal so richtig austoben, und die beiden Hauptdarsteller überzeugend sowohl in ihren jeweiligen Disziplinen als auch im Schauspielfach. Und dabei ist all dies völlig untypisch für deutsche Filme, nämlich unangestrengt, verträumt, poetisch, unkonventionell.

 

   Kurz: Ein richtig schöner Film für alle Sinne. ˜˜˜˜» (7.6 .)