Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war von Sonja Heiss. BRD/Belgien, 2022. Devid Striesow, Laura Tonke, Arsseni Bultmann, Camille Loup Moltzen, Merlin Rose, Leevi Tjelle Höhlein, Kolja Koddenbrock, Pola Geiger

   Ein Teil aus Joachim Meyerhoffs sehr lesenswerter Autobiographie: Großwerden als Teil einer fünf köpfigen Familie inmitten einer großen psychiatrischen Klinik in Schleswig-Holstein. Papa ist der Leiter und ständig im Dienst, Mama ist einfach nur Mama, lebt ein bisschen in ihrer eigenen Welt und malt Sehnsuchtsbilder mit italienischen Motiven, die größeren Brüder mobben den jähzornigen, seinen Wutausbrüchen hilflos ausgelieferten kleinen Joachim endlos, und nur die Anstaltsinsassen bieten ihm gelegentlich eine Zuflucht. Früher oder später muss diese skurrile, denkbar unkonventionelle Familie zerbrechen: Papa hat Affären, Mama dreht durch und setzt sich nach Italien ab, und Joachim verliert einen der Brüder und seine erste Liebe, bricht seinen USA-Aufenthalt ab, und am Schluss hat Papa Krebs und nicht mehr lange zu leben, Mama kommt vorübergehend (?) zurück nach Hause, und irgendwie scheint man wieder ein wenig enger zusammengerückt zu sein.

   Kindheit in den 70ern, Jugend in den 80ern, Erwachsenwerden schließlich in den 90eren, damit kann ich mich gut identifizieren, und die Regisseurin Sonja Heiss hat angemessen viel Sorgfalt darauf verwendet, zwei kultige Jahrzehnte nachzuempfinden. Sie findet eine sehr überzeugende Balance zwischen komischen und ernsten bzw. traurigen Momenten und hat natürlich einige tolle Darsteller zur Hand, und damit meine ich nicht nur Striesow und Tonke, sondern auch die Kinderdarsteller, die Beachtliches leisten. Dass ich mich dennoch nicht so recht mit ihnen identifizieren konnte, liegt absolut nicht an den Schauspielern, sondern eher an einem Drehbuch, das keinen wirklichen emotionalen Fokus zu setzen vermag, erst ganz spät gelingt das, wenn der Film fast zu Ende ist und Joachims Vater urplötzlich eine Art menschliche Regung zeigt, eine Art Bedauern über all das, was in der Vergangenheit schief gelaufen ist. Bis dahin bleibt er mir eher fremd, wie die meisten Personen hier, und hinzu kommt, dass mir persönlich der Sprung durch die Jahrzehnte nicht besonders gut gefallen hat, mit anderen Worten, ich hätte es viel lieber gesehen, wenn die Geschichte meinetwegen in den 70ern verblieben wäre und sich intensiver einer bestimmten, enger eingegrenzten Periode gewidmet hätte, statt zwei Zeitsprünge einzubauen, die immer die Gefahr mit sich bringen, dass einem die Figuren irgendwie verloren gehen. So ist es mir mehrmals ergangen zwischendurch, und es ist auch nicht hilfreich, dass sich der Film zum Ende hin ganz schön zieht und ich die fast zwei Stunden dann doch ziiiemlich spüre. 

 

   So kommen hier Stärken und Schwächen zusammen, und Letztere bedaure ich besonders, weil der Film durchaus starke Momente hat und insgesamt besser hätte werden können durch ein wenig mehr Schärfe und Konzentration. Es bleibt eine prinzipiell reizvolle Mischung aus komischen und ernsten Momenten und das Wissen, dass mehr drin gewesen wäre. ˜˜˜» (8.3.)