Back to black von Sam Taylor- Johnson. England/USA, 2024. Marisa Abela, Jack O’Connell, Eddie Marsan, Lesley Manville, Juliet Cowan
Ob dieser Film irgendwelchen Fans Neues vermittelt, oder ob er uns ein lückenloses, ausgewogenes Bild von Amys Leben bietet oder etwa alle beteiligten Personen fair behandelt, sei dahingestellt. Ob er nach dem sehr guten Dokumentarfilm von vor einigen Jahren wirklich nötig ist oder ihm etwas Essentielles hinzufügt, sei auch dahingestellt. Ich jedenfalls habe nicht danach gefragt, mich hat eher interessiert, ob trotzdem etwas rüberkommt von der Persönlichkeit Amy Winehouse, ihrer Kunst und ihres kurzen Lebensweges. Und ich finde, dass Sam, Taylor-Johnson durchaus ein sehr annehmbarer biographischer Spielfilm gelungen ist, der sich sehr auf die private Amy konzentriert, ihren familiären Hintergrund, ihre toxische Beziehung zu Blake und ihren zunehmend selbstzerstörerischen, von Drogensucht und öffentlichen Entgleisungen begleiteten Lebenswandel. Dazu: Der ständige Druck durch die Presseparasiten, ihre Versuche, sich einer allzu kommerziellen Vermarktung zu entziehen, die sehr enge Verbundenheit mit ihrer Tante und ihrem Vater und natürlich ihre beeindruckende Begabung als Performerin, die dann allerdings mehr und mehr unter den Drogen zu leiden hatte. Ich bin durchaus überzeugt, dass die Realität noch ein gutes Stück schlimmer und deprimierender war und dass man natürlich viel tiefer hätte vordringen können in dunklere und komplexere Sphären, bin aber andererseits der Ansicht, dass Drehbuch und Regie ein überzeugendes, nur eben kein überdurchschnittlich tiefgründiges Porträt einer Künstlerin abliefern, deren Fähigkeiten in tragisch ungünstigem Verhältnis zu ihrer sonstigen Urteilsfähigkeit standen – und darin hatte die Amy ja etliche Vorläufer, nicht nur den sprichwörtlichen Club der 27. Taylor-Johnson enthält sich dabei angenehmerweise einseitiger Wertungen, verzichtet auf übliche Täter-Opfer-Klischees, und dennoch schafft sie es mit ihrer gefühlvollen Regie, einen Film zu machen, der mich nicht kalt lässt. Großen Anteil daran hat auch die grandiose und mir bis dato unbekannte Hauptdarstellerin, die sich die Person der Amy Winehouse auf sehr beeindruckende Art und Weise zu eigen macht, die nicht nur toll singt, sondern eben auch aus dem vorhandenen Material das Bestmögliche herausgeholt hat. Eine sehr starke Leistung in einem Film, der mich nicht unbedingt positiv überrascht, der mich aber auch keineswegs gelangweilt hat – und allein die Musik ist es ja schon wert, sich mal zwei Stunden lang ins Kino zu hocken… » (16.4.)