Des Teufels Bad von Veronika Franz und Severin Fiala. Österreich/BRD, 2024. Anja Plaschg, David Scheid, Maria Hofstätter, Natalia Baranova, Lukas Walcher, Claudia Martini
Ein Heimathorrorfilm für Hartgesottene: In Oberösterreich Mitte des 18. Jahrhunderts verheiratet sich die junge, verträumte und tief gläubige Agnes mit dem bodenständigen Wolf, der in den Wäldern vom Holzmachen und Fischfang lebt, und leider verheiratet sie sich auch mit der Schwiegermama, die die Wahl ihres Sohnes offenkundig missbilligt und keine Gelegenheit auslässt, Agnes dies spüren zu lassen. Agnes sehnt sich nach einem Kind, doch Wolf will ihr einfach nicht beiwohnen, sondern wühlt lieber im Schlick nach Karpfen und macht Holz. Agnes zieht sich mehr und mehr zurück in eine Welt aus Sehnsucht, Furcht, Poesie und Düsternis, und bald ist ihr klar, dass sie hier im Wald nicht bleiben kann. Doch es gibt keinen Weg zurück, sondern nur einen Weg nach vorn, und der führt geradewegs in die Katastrophe. Als das Rattengift, von dem sie mehrmals nascht, nicht das gewünschte Resultat zeitigt, greift sie, inspiriert von einer Vorgängerin, zum ultimativen Mittel, tötet ein Kind, zeigt die Tat selbst an, erwartet folgerichtig den Tod durch Enthauptung, empfängt aber zuvor noch die Vergebung eines Priesters und hat damit ihr Ziel erreicht, kann beruhigt sterben, während der Pöbel wie entfesselt ihr Blut trinkt und feiert. Der Nachspann informiert mich dann noch darüber, dass diese Masche seinerzeit durchaus en vogue war, und vor allem Frauen zu Hunderten daran gingen, Kinder zu töten, um einerseits von der Welt zu scheiden und andererseits auch noch die Absolution abzusahnen.
Dieser einmalig perfide Akt menschlicher Selbstsucht hat mir dann doch ein wenig die Stimmung verhagelt, muss ich ehrlich zugeben, und meine Bemühungen, für die arme Agnes so etwas wie Empathie aufzubringen, restlos zunichte gemacht. Und so wurde sie für mich dann befremdlich statt nur fremd, und das ist ein großer Unterschied. Bis zu ihrer grausamen Tat konnte sie einem durchaus leidtun, eine empfindsame, zarte Seele, der herrischen Schwiegermutter, dem lieblosen Ehegatten und dem rauen Leben in den tiefen Wäldern relativ schutzlos ausgeliefert, ebenso wie ihren Visionen, die sie zunehmend gefangen nehmen - unerfüllte Sehnsüchte, drängende Ängste und ihre archaische Frömmigkeit vermischen sich auf höchst bedrohliche und letztlich fatale Art, denn sie findet den Weg ins Leben nicht mehr zurück, und leider muss am Ende ein unschuldiges Kind auch noch dafür bezahlen, dass sie es nicht fertigbringt, ihrem Leben selbst ein Ende zu setzen. Eine finstere, in tollen Bildern sehr ausdrucksvoll eingefangene Geschichte, die für meinen Geschmack allerdings darunter leidet, dass die Regie zu arg auf den Effekt geht und keine Gelegenheit vorübergehen lässt, uns mit Blut und Ekel zu erschrecken, vermutlich um uns die Pein einer buchstäblich mittelalterlichen Religiosität, die in diesen abgeschiedenen Regionen damals offensichtlich noch vorherrschte, möglichst plastisch vor Augen zu führen. Ich für meinen Teil kann aber sagen, dass ich diese Botschaft schon ziemlich früh verstanden hatte und mich die vielen Wiederholungen eher verstimmten. Alles andere ist prima - die Schauspieler, das Setting, der Tonfall, die dräuende Musik von Anja Plaschg selbst, die unter ihrem Künstlernamen Soap&Skin in Erscheinung tritt und als Musikerin eine ebenso starke Figur macht wie als Schauspielerin. Leider ist der Film aus oben genannten Gründen im Ganzen nicht so gut wie viele seiner Einzelteile, und ich hoffe nun sehr, dass die hier vorgestellte Praktik nie wieder in Mode kommt, denn sonst können wir uns auf wahrhaft harte Zeiten gefasst machen… (18.11.)