Conclave (Konklave) von Edward Berger. England/USA, 2024. Ralph Fiennes, Stanley Tucci, Carlos Diehz, John Lithgow, Lucian Msamati, Isabella Rossellini, Sergio Castellitto, Brían F. O’Byrne, Merab Ninidze
Man hat ja immer schon geargwöhnt, dass hinter den historischen Kulissen des Vatikans nicht immer eitel Sonnenschein herrschen, aber mit solch einem Haifischbecken hätte ich vielleicht doch nicht gerechnet. Der alte Pabst ist tot, ein neuer muss gewählt werden, und nun gehen sie los, die Intrigen, die Machtkämpfe, die Ränkespiele, und wenn ich eins gelernt habe von diesem Film, dann ist es dies, dass unter den prunkvollen roten Roben auch nur ganz normale Männer stecken, die wie alle anderen auch ganz Macht gieren und zu diesem Zwecke so ziemlich jedes Mittel einsetzen. Kardinal Lawrence leitet das Konklave, sieht aber alsbald ein, dass auch er nicht neutral bleiben kann, sondern sich im Prinzip für eine Seite entscheiden muss, die konservative und die eher progressive. Er tut’s, fühlt sich alles andere als wohl damit, aber am Schluss passiert sowieso etwas, das auch sie wildesten Prognosen komplett über den Haufen wirft.
Über weite Strecken ist dies ein ziemlich unterhaltsames und spannendes Dialogstück vor üppiger Kulisse, in tollen Bildern elegant gefilmt und von ausgezeichneten Schauspielern mit markanten Gesichtern hochwertig vorgetragen, durchaus mit konventionellen Methoden des Unterhaltungskinos gestaltet, aber so, dass ich wenigstens gute einhundert Minuten gut unterhalten und gespannt zugeschaut habe, weil sich die Regie Zeit genug lässt, die Atmosphäre einsinken und die Inhalte wirken zu lassen, und soweit ist alles okay. Die finale Pointe, oder genauer gesagt, die beiden finalen Pointen, haben mir persönlich dann aber doch einiges verdorben am Vergnügen, denn selbst wenn die Wahl eines Zwitters aus Lateinamerika als ein Signal für den lang überfälligen Erneuerungsprozess innerhalb der katholischen Kirche verstanden werden kann, so wirkt diese ganze Konstruktion doch sehr naiv und völlig unglaubwürdig, selbst wenn man sich einen idealistischen Schluss herbeisehnen möchte. Es werden alles in allem ein paar Klischees zuviel bemüht, und damit bringt sich der Film um die Möglichkeit, einen ernstzunehmenden Blick auf den Vatikan, die katholische Kirche insgesamt, ihr grundsätzliche Verlogenheit und noch immer beängstigende Macht zu werfen. So wie er ist, funktioniert er als Unterhaltungsfilm gut, wenn man einfach nicht zuviel drüber nachdenkt, was dank der effektvollen und gekonnten Gestaltung ohne weiteres klappt. Die letzten zehn Minuten hingegen funktionieren leider trotz allem nicht, jedenfalls nicht für mich… (25.11.)