No other land (#) von Basel Adra, Hamdan Ballal, Yuval Abraham, Rachel Szor, Palästina/Norwegen, 2024.

   Eine Ansammlung von Siedlungen im Westjordanland, die sich Masafer Yatta nennt und die unter ständiger Bedrohung durch israelisches Militär und israelische Siedler steht. Es gibt über Jahre immer wieder gewaltsame Räumungen, Häuser werden zerstört, die Bewohner werden auf verschiedene Weise schikaniert, umgesiedelt, militante Siedler attackieren sie mit Waffen, alles unter dem Vorwand, dass dieses Gebiet offiziell als militärisches Übungsgelände deklariert wurde und die Palästinenser daher illegal dort siedeln. Konzipiert und inszeniert wurde der Film unter anderem von einem selbst beteiligten palästinensischen Aktivisten und einem befreundeten israelischen Journalisten, und auch von diesen beiden wird hier erzählt, die praktisch auf verschiedenen Seiten der Grenze leben, der eine mit allen Freiheiten, der andere ohne, der eine ständig mit dem Verlust seines Hauses bedroht, der andere nicht, und dennoch gibt es zwischen ihnen eine Verständigung, einen Dialog, und mehr noch eine Freundschaft, und vielleicht ist dies der einzige Hoffnung spendende Aspekt dieser deprimierenden Geschichte von Hass, Zerstörung, Fanatismus und noch mehr Hass. Selbst wenn ich nicht besonders viel im Detail weiß über die Situation dort in der Westbank, verstehe ich beim Zuschauen sofort, dass die Chancen für Frieden und Verständigung gleich null sind, erst recht, wenn man an die Ereignisse des letzten Jahres denkt, aber auch nur bezogen auf die Geschichte von Masafer Yatta, die leider typisch zu sein scheint für diese Region, in der keine der beiden verfeindeten Seiten Bereitschaft zeigt, auf die andere zuzugehen. Dieser Film nun ist aus palästinensischer Sicht gedreht und bezieht unmissverständlich Position, brandmarkt die Israelis als Aggressoren und Unterdrücker und erwähnt den arabischen Terror mit keinem Wort. Das könnte man ihm vorwerfen, aber nur, wenn man die Maßstäbe einer ausgewogenen, vermeintlich neutralen Dokumentation anlegt. Aber das wäre natürlich kompletter Unsinn, denn dies ist alles andere als das, sondern ein aus direktem Erleben, aus Wut, Verzweiflung und extremer Dringlichkeit entstandener Film, der ganz nah dran ist, oft genug auch mitten drin in den gewalttätigen Auseinandersetzungen mit israelischen Soldaten oder radikalen Siedlern, und dann natürlich auch in den Tagen danach, wenn wieder etliche Familien vor den Trümmern ihrer Existenz stehen und ihre Häuser neu aufbauen müssen, was sie wieder und wieder mit unerschöpflicher Entschlossenheit tun, denn dies ist ihrem Verständnis nach ihr Land, und die Israelis haben das Recht, sie von dort zu vertreiben. Dieser Film erhebt gar nicht den Anspruch auf Objektivität, kann also auch nicht nach diesem Kriterium beurteilt werden, er spricht vom Leiden der Palästinenser, und wenn jemand vom Leiden der Israelis erzählen wollte, dann müsste das in einem anderen Film geschehen. „No other land“ ist rau und leidenschaftlich und erschütternd, und es muss einfach gestattet sein, ihn mit einem internationalen Preis zu bedenken, wohl wissend, dass er nicht die ganze Geschichte erzählt, sondern nur eine Hälfte davon, was ich aber vollkommen legitim finde. Den Befürwortern des Films Antisemitismus vorzuwerfen, ist idiotisch und reine Zensur, aber eben auch typisch für einen Konflikt, den offen zu diskutieren hierzulande nach wie vor sehr heikel ist. ˜˜˜˜ (20.11.)