Schock von Daniel Rakete Siegel und Denis Moschitto. BRD, 2023. Denis Moschitto, Fahri Yardım, Aenne Schwarz, Daniel Wiemer, Camilla Renschke, Anke Engelke, Patrick Phul, Esra Phul
Bruno ist ein Arzt, der unter dem Radar unseres erhabenen deutschen Gesundheitssystems agiert: Er behandelt Menschen, die ebenfalls unter dem Radar leben, Prostituierte, Kriminelle, Obdachlose, Menschen, die nicht ins Krankenhaus gehen. Er lebt allein für sich und ist allein in der Nacht unterwegs. Es gibt offenbar ein Kind, aber das bekommen wir nicht zu sehen. Es gibt auch eine Schwester, und die wird noch eine Rolle spielen. Eines Tages nimmt er einen sehr lukrativen aber auch dubiosen Auftrag an und übernimmt die Weiterbehandlung eines krebskranken italienischen Mafioso. Er muss die Medikamente für viel Geld auftreiben, und als er dabei übers Ohr gehauen wird, beginnt die ganze Geschichte schief zu gehen. Am Ende hat er einen Daumen weniger, hat seine Schwester verloren und selbst ein paar Männer getötet, und er wird auch weiterhin ganz allein in der Dunkelheit bleiben.
Ein waschechtes deutsches Genrestück, das ist mal was anderes, okay, aber das ist auch schon alles, was mir zu diesem Film einfällt. Er ist schön dicht und dunkel und schön fatalistisch, steuert unaufhaltsam auf sein böses Ende zu, und wenn ich mir den Bruno zwischendurch anschaue, ist mir sofort klar, dass da kein Licht am Ende seines Tunnels sein wird, und wenn er überhaupt überlebt, dann nur um den Preis einer noch größeren Einsamkeit als zuvor. Männerschicksale halt.
Nichts Neues also in der Film-Noir-Welt, wortkarge Männer, die grimmig entschlossen ihrem vorbestimmten Schicksal entgegenstreben, hilflose Frauen, die wieder und wieder versuchen, das Unvermeidbare zu vermeiden. Die Femme Fatale fehlt hier allerdings, ebenso wie eine Stadt, die in diesem Genre gern einen prominenten Platz einnimmt. Hier ist es nicht gelungen, einen stimmungsvollen urbanen Rahmen für die ganze Tragödie zu kreieren, also bleiben eine atmosphärische Musik, ein ruhiger, aber konstant vorwärtstreibender und gekonnt getimter Erzählrhythmus und ein paar gute Gesichter. Ganz ordentliche Unterhaltung für den Moment also, aber nichts, was sich mir einprägen wird, da bin ich mir ziemlich sicher. Woher nun diese Stilübung kommt, spielt gar keine Rolle – es gibt einfach zu viele bemerkenswertere Werke aus dieser Schublade… (28.2.)