Le Comte de Monte-Cristo (Der Graf von Monte Christo) von Alexandre de la Patellière und Matthieu Delaporte. Frankreich, 2024. Pierre Niney, Anaïs Demoustier, Anamaria Vartolomei, Vassili Schneider, Bastien Bouillon, Julien de Saint Jean, Laurent Lafitte, Patrick Mille, Pierfrancesco Favino, Marie Narbonne, Adèle Simphal, Julie de Bona

   Die Mutter aller Rachegeschichten, wenn man so will: Episch, ausladend, verzweifelt, obsessiv, dramatisch – und am Ende dann die bittere Erkenntnis, dass alle Rache vergeblich ist, nicht nur weil sie einsam und unglücklich macht, sondern vor allem, weil es die ersehnte Gerechtigkeit nicht geben kann, denn ein einmal begangenes Unrecht mit einem anderen Unrecht zu sühnen, ist eben nicht gerecht. Und so lässt unser Edmond Dantès seine große Liebe Mercédès zurück und segelt allein davon, hinaus aufs Meer, wo der Mensch keine Spuren hinterlässt, und obwohl all jene, die ihm einst schlimmstes Unrecht zugefügt haben, nun ihrerseits bankrott und entlarvt und öffentlich bloßgestellt wurden, wird er keine Ruhe finden.

   Ich bin beinahe ein wenig gerührt, dass es Filme wie diesen heutzutage überhaupt noch gibt. Das ist richtig klassisches großes Erzählkino der alten Schule, große Gefühle, Liebe und Verrat, opulente Schauplätze und Kostüme und am Schluss sogar ein richtiger Degenkampf – was will ich mehr? Drei Stunden, die im Fluge vergehen, weil der Film seine Modernität aufs Beste einsetzt, indem er die Story zügig, aber niemals hastig vorantreibt. Vor allem die letzte Stunde ist extrem mitreißend und spannend, lässt mich ganz eintauchen in den Malstrom von Dantès‘ Racheplan, dem ich einerseits wünsche, dass er gelingen möge, der mich andererseits aber auch ein wenig frösteln macht, weil er so kühl ersonnen ist und auch das Risiko birgt, dass jene Schaden nehmen, die ihn nicht verdient haben (wann dann auch geschieht). Passenderweise rückt Dantès in seiner dunklen Verschlossenheit mehr und mehr von uns ab, nachdem wir ihm zuvor doch ziemlich nahe waren in seinem Glück und seinem Leid, dem Martyrium auf der Gefängnisinsel und den ersten Versuchen, nach der gelungenen Flucht wieder auf die Beine zu kommen. Einzig mit seiner Mercédès hat er nochmal einen besonderen, emotionalen Moment, bevor er dann die Geschichte in seinem Sinne zuende bringt und wenigstens einem jungen Paar zu einer womöglich glücklichen Zukunft verhilft, die ihm selbst nicht vergönnt ist.

 

   Sowohl schauspielerisch als auch inszenatorisch ist der Film durch und durch hervorragend, das Drehbuch scheint perfekt getimt, die Erzählung setzt natürlich auf allerhand Effekte, ist aber immer wohltemperiert und an keiner Stelle überzogen, und das hat mir angesichts dieser potentiell doch sehr melodramatischen Story nicht wenig imponiert. Alles in allem drei herrliche Kinostunden, wie geschaffen für die große Leinwand, und auch das schier unaufhörliche Popcorn- und Tacogemampfe rings um uns herum konnte meine Stimmung nicht trüben. Châpeau! ˜˜˜˜» (9.2.)