Nosferatu von Robert Eggers. USA, 2024. Nicholas Hoult, Lily-Rose Depp, Bill Skarsgård, Aaron Taylor-Johnson, Willem Dafoe, Emma Corrin, Ralph Ineson, Simon McBurney
Nach mehr als einhundert Jahren präsentiert Robert Eggers ein weiteres Remake des Films von Murnau. Was hat er ihm hinzugefügt? Zunächst einmal ungefähr vierzig Minuten Spielzeit. Außerdem ein paar Splattereffekte und jump scares für das Publikum von heute, das bekanntlich ein paar deftigere Reiz benötigt, um in Wallung zu geraten. Und ein paar höchst überflüssige Besessenheitsszenen im Sinne des Exorzisten. Was noch? Eigentlich gar nichts, denn ansonsten folgt er dem alten Film ziemlich treu, bemüht sich um stilvoll-altertümliche Atmosphäre und eine entsprechende Diktion, die hier allerdings eher gestelzt und merkwürdig künstlich anmutet. Eggers‘ Film erreicht nicht den unwiderstehlichen Drive des Murnau-Films, dazu ist er schlicht zu lang, ab und zu zitiert er das Vorbild ganz direkt und fährt sogar noch mehr Ratten auf als Werner Herzog in seinem Remake, aber alles in allem habe ich hier nichts gesehen, was diesen Film als eigenständiges Werk auszeichnet. Die schicksalhafte Verbindung Orlocs mit der jungen Frau Hutter wird hier viel stärker betont, ich für meinen Teil empfand dies aber nicht unbedingt als Bereicherung. Die erotische Komponente gab‘s schon 1922, das ist also auch nix Neues, und die fidelnden und Menschenopfer darbringenden Zigeuner sind heute noch genauso doof und klischeehaft wie sie damals gewesen wären. Ausgesprochen unbefriedigend fand ich die Schauspieler, entweder zu äh blutleer und steif oder, wie im Falle Dafoes, zu losgelöst und aus dem Rahmen fallend. Die Figur des Nosferatu hat so gut wie keinen Raum zur Entfaltung, und sein pathetisches Geschwätz mit bizarrem Akzent empfand ich teilweise eher als unfreiwillig komisch. Kurz und gut, man schaue sich am besten den Murnau-Film an, dieses Remake hat mir persönlich nicht viel gegeben – annehmbare und schick gestaltete Unterhaltung meinetwegen, aber doch ein gutes Stück entfernt vom Original. » (16.1.)